Der Tour du Mont-Blanc (abgekürzt TMB) ist einer der beliebtesten Fernwanderwege der Alpen. Er verläuft um das Mont-Blanc-Massiv und führt durch drei Länder (Frankreich, Italien und die Schweiz). Der Weg führt meist über die dem Massiv vorgelagerte Gebirgskette, so dass man zwar nicht unmittelbar in den Eisbereich gelangt, aber dadurch wunderbare Sichten auf den höchsten Berg Europas und die großen Gletscher bekommt. Bei unserer 12. Alpenwanderung sind wir zwischen dem 22.08. und 31.08.2011 auf diesem wunderschönen Panoramaweg gewandert und haben dabei auch einiges über die Menschen, die Hütten und das Essen in den drei Ländern erfahren und dabei Wanderfreunde aus vielen Ländern kennengelernt. Hier einige Fakten:
ca. 9000 Auf- bzw. Abstiegshöhenmeter (nach eigenem GPS)
129 Kilometer Weg (nach eigenem GPS)
Eine spezielle Erfahrung machten wir mit den Läufern des alljährlichen großen Laufspektakels Ultra-Trail-Mont-Blanc (UTMB). Während unserer 6. Etappe überholten uns viele der ca. 2500 Läufer der 150-Kilometer-Schleife. Der spanische Sieger schaffte übrigens unsere 10-Tagestour in 20:36:43 Stunden...
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1. Tag: Anreise, Les Houches - Refuge du Truc
Nach unkomplizierter Anreise über Schweizer Autobahnen und den Serpentinen von Martigny erreichen wir 13:30 den Parkplatz neben der Seilbahn in Les Houches. Die Bergstation (1.760 m) ist der Ausgangspunkt unserer 10-tägigen Wanderung. Nicht weit ist es zur Station Bellevue der Tramway du Mont Blanc. Eine Hängebrücke führt uns über den Abfluss des Bionassay-Gletschers. Der Anstieg auf dem Gegenhang führt uns hinauf zum Co de Tricot (2.120 m). Beim Blick zurück erkennen wir die Zahnradbahn auf der steilen Trasse am Berghang. Vor uns liegt die schöne Alpsiedlung von Miage und unser Tagesziel auf dem Berge. Nach dem 600-Meter- Abstieg genehmigen uns an dem schönen Refuge de Miage eine Pause, die sich rächen soll. Im letzten 100-Meter-Anstieg überrascht uns ein kräftiger Gewitterguss. Pitschnass erreiche ich schließlich das Ziel. Beim ersten französischem Menü der Tour im Gastraum des Refuge du Truc ist jedoch dieser Schreck überstanden.
2. Tag: Refuge du Truc - Refuge de la Croix du Bonhomme
Das kleine Refuge du Truc war insgesamt ok. Das Bettenlager, das nun Dortoir heißt, war geräumig und gut durchlüftet, die sanitären Anlagen absolut in Ordnung. Wir wandern bei schönem Wetter zunächst durch den Nadelwald hinunter in das schöne Dorf Les Contamines. Heute, am Diensttag ist Markttag. Wir bekommen Käse, Wurst und Schinken zum Kosten angeboten und kaufen etwas Obst ein. Oberhalb des Ortes streifen wir durch einen schönen Sport- und Erlebnispark. Dann erreichen wir die bekannte Wallfahrtkirche Notre Dame de la Gorge (1.210 m). Nach kurzer Rast steigen auf einem alten Römerweg neben der Klamm des Bont-Nant-Baches zunächst durch den Wald, später im sanfteren Gelände zum Refuge de La Balme (1.706 m). Nach einer Rast im Wirtshausgarten erfolgt am Nachmittag der steile Aufstieg über zwei Plateaus zum Col de Bonhomme (2.329 m). Hier können wir unser Tagestour noch einmal einsehen. Nach einer weiteren Stunde durch felsige Landschaft erreichen wir das Col de la Croix Bonhomme und unmittelbar darunter unser Tagesziel das Refuge du la Croix Bonhomme (2.443 m), der höchsten Hütte auf dem TMB. Wir bekommen im voll besetzten Haus noch Quartier im 6-Mann-Zimmer. Das Abendmenü wird an langen Tischreihen für die ca. 60 Gäste serviert.
3. Tag: Refuge de la Croix du Bonhomme - Refuge des Mottets
Auch heute haben wir wieder schönes Wetter. Wir steigen zunächst wieder zum Col de la Croix Bonhomme zurück. Am Col des Fours (2.665 m) entscheiden wir uns zu einem Abstecher zum Tête Nord des Fours, den wir nicht bereuen. Ein sanfter Aufstieg führt hinauf zum Gipfel (2.756 m). Hier am höchsten Punkt unserer Tour sehen wir erstmalig die Mont-Blanc-Kette auf der Südseite. Ein imposanter Anblick! Der Abstieg vom Col des Fours ist zunächst sehr steil und führt durch interessante Gesteins- und Tuff-Formationen, in das sich die Quellwasser eingraben. Unten im Tal erreichen wir die kleine Siedlung Ville Glacier, wo wir, wie im Reiseführer versprochen, schmackhaften Bergkäse einkaufen können, der hier hergestellt. Nach der Käse-Brot-Mittagsrast wandern wir am frühen Nachmittag im Tal hinauf zu unserem Etappenziel. Das Refuge des Mottets (1.978 m) muss in den letzten Jahren neu aufgebaut worden sein. Wir finden Platz im 4-Mann-Zimmer. Dusche und WC funktionieren perfekt. Am Abend bekommen wir das bisher beste französische Menü serviert (im vorletzten Gang obligatorisch Käse). Stimmungsvoll wird es schließlich, als uns die Wirtin noch einige französische Lieder auf dem Akkordeon spielt.
4. Tag: Refuge des Mottets - Rifugio la Miason Vielle
Gleich hinter der Hütte beginnt der Weg zum Col de la Seigne. Der 600-Meter-Aufstieg lässt sich recht gut laufen und so erreichen wir entspannt den Grenzpass. Die nächsten Tage werden wir nun in Italien wandern. Am Pass stehen schon die mit Hubschrauber heraufgebrachten Serviceboxen für das Laufspektakel Ultra-Trail-Mont-Blanc (UTMB), das uns später noch erreichen wird. Wir steigen nach Italien ab und kommen 100 Meter tiefer am neuen italienischem Mont Blanc-Infozentrum vorbei, wo wir viel Wissenswertes über den Berg erfahren. Der Weg führt nun oberhalb des langgezogenen Hochtal Vallon de la Lee Blanche entlang. Nur das Pfeifen der Murmeltiere sind zu hören. Gegen Mittag erreichen wir die stark frequentierte Rifugio Elisabetta Soldoni. Die Hütte (italienischer Alpenverein CAI) ist ein Tagesziel vieler Urlauber aus dem Aosta-Tal. Die Gletscher reichten früher bis an das Haus. Inzwischen ist der Abstand zu den Gletscherzungen jedoch schon recht beachtlich. Unterhalb der Hütte folgt ein 100-Meter-Abstieg zur Hochmoor- und Seen-Landschaft Lac de Combal, einem sumpfigen Biotop. Ca. 2 Kilometer führt ein Fahrdamm durch dies Landschaft, die durch die riesige Randmoräne des Glacier de Miage abgeriegelt ist. Wir steigen hier 350 Meter gegenüber dem Gletscher auf. Von hier oben hat man eine fantastische Sicht auf den Eis- und Schuttstrom des Miage-Gletschers. Die Beobachtung von Murmeltieren auf einer Wiesensenke ist sehr interessant. Die Zeit hierfür fehlt uns jedoch beim Abstieg über Skipisten zu unserem Ziel: Es setzt starker Regen ein und unmittelbar vor der Hütte stehen wir zum zweiten und letzten Mal während unserer Tour im Regen… Das Rifugio la Maison Vielle am Col Checroui liegt zentral in einem Skigebiet von Courmayeur und ist im Winter sicherlich ein Zentrum des Apres-Ski. Aber auch jetzt im Sommer ist es hier sehr abwechslungsreich. Wir bekommen Quartier in einem Kellergewölbe, wo uns beim Schlafen gehen noch die Katze besucht, und am Abend genießen wir ein gutes italienisches Menü.
5. Tag: Courmayeur
Heute ist Erholung angesagt. Weil wir auf der Rifugio Bertoni wegen der Laufveranstaltung kein Quartier bekamen, machen wir aus der Not eine Tugend und legen einen Ruhetag in Courmayeur ein. Der noble Ort am Abschluss des Aosta-Tales ist Pendant zum französischem Chamonix und durch Mont Blanc-Tunnel sowie über Seilbahnen miteinander verbunden. Unser Hotel liegt im lieblichen Ortsteil Dononne und ist für uns Hüttenwanderer sehr komfortabel. Am Tag schauen wir uns zunächst im Skiort Courmayeur um, das in Baustil und Bauqualität teuren Orten in Tirol oder der Schweiz vergleichbar ist. Später schauen wir uns dann in unserem Dononne um. Von der behutsamen und kunsthandwerklich niveauvollen Sanierung der alten Häuser in den engen Gassen sind wir sehr angetan. Den Abend verbringen wir in einer Pizzeria, wo sich offensichtlich die Familien aller Generationen der Ortschaft zum Freitag-Abend-Essen treffen.
6. Tag: Courmayeur - Rifugio Elena
Mit dem Bus fahren wir aus Courmayeur ins Val Ferret hinauf. In Planpincieux setzen wir dann unsere Wanderung fort. Wir queren den Ferret-Fluss und steigen den steilen Berghang hinauf. In 1900 Meter Höhe erreichen wir wieder den TMB (Tour Mont Blanc-Weg). Bis zum Tagesziel müssen wir nun auf die uns permanent überholenden Läufer des UTMB Rücksicht nehmen. Gegen Mittag erreichen wir die schöne Rifugio Bonatti. Auch hier am Kontrollpunkt konzentriert sich vieles auf die Läufer. Wir genießen jedoch den Blick nach Westen: Die Wolken ziehen sich langsam von der Spitze des Mont Blanc zurück. So können wir auf dem weiteren Weg oberhalb des Val Ferret das fantastische Bergpanorama betrachten. Auf den Wiesen, die unser Höhenweg schneidet, sind auch jetzt im Spätsommer noch viele Blumen zu sehen. Dann steigen wir vom Höhenweg ab und erreichen in Arnulf wieder das Tal. Auch hier ist eine UTMB-Kontrollstelle. Es folgt noch der zu Beginn giftige Anstieg hinauf zum Rifugio Elena (2.062 m). Nach einer Stunde ist auch dieser Anstieg geschafft. Unterkunft und Verpflegung in unserem Quartier sind in Ordnung, wir lassen uns sogar zum teuersten Bier der Tour verleiten... Noch am Spätabend können wir aus der Gaststätte die Stirnlampen der Läufer im Aufstieg zum Col Ferret erkennen.
7. Tag: Rifugio Elena - La Fouly, Champex - Relais d`Arpette
Heute verlassen wir Italien. Zuvor müssen wir den Grand Col Ferret (2.537 m) hinaufsteigen. Gegen 11:00 Uhr ist das geschafft und wir sind nun in der Schweiz. Auf den sanften Grasmatten zwischen 2500 und 2000 Meter Höhe weiden noch Schafe und Kühe. Etwas abseits unseres Weges steigt ein Adler auf, den ich allerdings nur noch schemenhaft auf dem Foto erwische. Die Mittagsrast auf der Alm La Peule (2.071 m) schlagen wir aus. Wir biegen jetzt ins schweizerische Val Ferret ab. Unser Weg schlängelt sich ca. 300 Meter über dem Tal. Bei Ferret, einer kleinen Siedlung, steigen wir ins Tal hinab und wandern neben dem Bach nach La Fouly. Der Weg führt direkt zu einer schönen Waldwiese mit dem mächtigen Berg Mont Dolant (3.823 m) im Hintergrund. Seine Spitze ist das Dreiländereck Italien-Schweiz-Frankreich. Auf der Wiese wird heute am Sonntag ein Bürgerfest gefeiert und wir werden von den Organisatoren, dem Ortsvorstand einer Schweizer Partei, mit in das Volksfest einbezogen. In diesem schönen Ambiente genießen wir den gut gekühlten wallisischen Weißwein... Bis zum Zentrum vo La Fouly (1.600 m) ist es nicht mehr weit. Hier im schönen Wintersport- und Wanderort beenden wir den ersten Wanderabschnitt des Tages. Um unseren Zeitplan einzuhalten, wird von La Fouly nach Champex geschummelt: Wir nutzen den öffentlichen, aber teuren, Schweizer Busverkehr. Dafür dürfen wir noch in der Kleinstadt Orsiere eine Kafferast einnehmen. Gegen 17:00 Uhr bringt uns der Bus dann in den traditionsreichen Ferienort Champex (1.466 m). Am malerischen See setzen wir unsere Wanderung fort. Zwei Kilometer wandern wir meist neben einer Bisse (historischer Bewässerungskanal) zu unserem Tagesziel hinauf. Das Relais d ´Arpette (1.688 m) ist ein komfortables Wanderhotel, bietet aber auch Rucksacktouristen und Mountainbikern im Dortoir Quartier. Dusche etc. sind bestens und am Abend wird allen ein solides Schweizer Menü geboten (Hauptgericht: Käsefondue, alternativ Hirschbraten). Wir sind heute wirklich in der Schweiz bestens aufgenommen worden..
8. Tag: Relais d`Arpette - Trient
Direkt hinter dem Relais d ´Arpette beginnt der Wanderweg hinauf zum Fenetre d´Arpette. Zunächst führt der Weg an Kuhweiden vorbei. Die kleinen, schwarzen Tiere könnten Erdingerkühe sein, die für Kuhkämpfe gezüchtet werden. Nach einem Waldabschnitt beginnt dann der steile Felsaufstieg zum „Fenster“. Gegen Mittag erreichen wir den markanten Einschnitt. Hier oben bieten sich viele Sichten an. Zunächst kommen die vielen Bergwanderer, die auf den umliegenden Steinen rasten, ins Blickfeld. Dann schauen wir auf die zerrissene Gletscherwelt des Glacier du Trient. Schließlich kann man auch im Osten die Walliser Bergriesen (Matterhorn) erahnen. Wir bleiben ca. eine Stunde hier oben, dann steigen wir parallel zum östlichen Gletscherrand ins Tal ab. Der Weg ist zunächst recht steil, weiter unten wird er flacher. An der Buvette Chalet du Glacier genießen wir noch einmal die Traumlandschaft. Der letzte Abschnitt des Tages ist dann weniger spektakulär. Bald haben wir das kleine Dorf Trient mit unserem Gasthaus Relais du Mont Blanc erreicht. Auch hier werden wir wieder gut bewirtet.
9. Tag:Trient - Tré-le Champs
Zunächst müssen wir von Trient wieder auf der Talstraße, auf der wir gestern kamen, zurücklaufen. Dann zweigt an einer Kuhweide der Weg zum Col de Balme rechts ab. Er führt mehrere Hundert Höhenmeter im Nadelwald steil hinauf. Sein Profil ist aber durch viele Kehren ideal angelegt, so dass wir ohne Probleme diesen Abschnitt meistern. Auch der obere Abschnitt, der entlang von Weiden führt, lässt sich gut laufen. Mittags erreichen wir den Pass Col de Balme (2.191 m). Vor uns liegt der fantastische Blick zum Mont Blanc-Massiv und in das Arvetal mit Chamonix im Hintergrund. Das heruntergekommene Refuge du Col de Balme hält diesem Panorama nicht stand. Dennoch trinken wir einen Tee vor dem Haus. Nach der längeren Pause wandern wir dann weiter. Zunächst steigen wir noch zu einer Hochmoorwiese hinter dem Tete de Balme, dann wandern wir zum Gratzug Montagne des Poisettes hinüber. Von hier kann man nach beiden Seiten in die Täler schauen, aber auch das Mont Blanc-Massiv bleibt ständig präsent. Es folgt ein langgezogener Abstieg auf dem Sattel, später dann im Wald. Schließlich erreichen wir wenige Hundert Meter vom Col des Montets die Passstraße nach Chamonix. Bis zu unserem Quartier in Tré-le-Champs sind es nun nur noch wenige Schritte. Das Gite-Refuge La Boerne ist das urigste Quartier auf unserer Runde. Wir bekommen Platz in einem der vielen kleinen Zimmer im Dachgeschoss. Auch Dusche und WC sind sehr platzsparend angelegt. Das abendliche Menü für ca. 35 Gäste ist absolute Spitze. Das Glück wäre vollkommen gewesen, wenn in der Nacht das Dachgeschoss einigermaßen durchlüftet worden wäre...
10. Tag: Tré-le Champs - Chamonix
Beim Frühstück im La Boerne ist die unruhige Nacht schon wieder vergessen. Dann brechen wir zur letzten Etappe auf. Gleich hinter Tré-le-Champs beginnt der Einstieg in den Wald. Der Weg führt ca. 700 Höhenmeter fast ohne Kehren zum Téte-aux-Vents hinauf. Bald können wir auf die Orte im Arvetal hinunterschauen. Imposant wird der Abschnitt bei der Felsnadel Aiguilette d`Argentiere. Nun haben wir auch den Mont Blanc wieder im Blickfeld. Der nun folgende Wegabschnitt, der über Leitern begangen wird, ist nicht wirklich schwierig. Bald erreichen wir den Téte-aux-Vents, einen durch eine Steinpyramide markierte Weggabelung. Vor uns liegt der legendäre Grand Balcon Sud. Kurz diskutieren wir, ob wir noch den Weg hinauf zum Lac Blanc wählen. Doch hierfür haben wir heute nicht mehr genügend Zeit. So genießen wir die Wanderung auf dem Grand Balcon zur Seilbahn Le Flegere mit dem sich ständig wechselnden Sichten zum Mont Blanc-Massiv. 13:30 Uhr fahren wir dann mit der Bahn nach Chamonix hinunter. Dort haben wir sofort Bus-Anschluss und so sind wir bald wieder am Auto in Les Houches. Nach 10 Tagen packen wir die Bergschuhe endgültig ein. Dann, nach dem Essen in Le Houches, fahren wir nach Chamonix hinauf. Eine knappe Stunde bleibt für Besichtigung des schönen Stadtzentrums und einem Espresso am Marktplatz. Dann verabschieden wir uns endgültig vom Mont Blanc. Am Pass Col de Forclaz schauen wir in das Rhone-Tal hinunter. Am späten Abend sind wir dann wieder in Deutschland.