Von einer Wanderwoche auf der portugiesischen Insel Madeira, die viele Jahre zurückliegt, hatte ich noch schöne Erinnerungen. Nun wollte ich endlich auch das Festland-Portugal kennenlernen.
9 Tage war ich an der südwestlichen Algarve. Von meinem Quartier im Touristenort Lagos unternahm ich vier Tageswanderungen auf dem Weitwanderweg Rota Vicentina, der im Deutschen als Fischerpfad bekannt ist und wahrscheinlich einer der besten Küstenwege der Welt ist. Dabei kam ich auch am südwestlichsten Punkt von Kontinental-Europa vorbei. Der Weg führt meistens durch den Naturpark Südwest-Alenteja / Costa Vicentina. Eine Tageswanderung führte auch durch das Waldgebiet der südwestlichen Algarve. Neben den Wanderungen blieb aber auch genügend Zeit, um das geschichtsträchtige Lagos zu erkunden oder einfach nur zum Relaxen bei mäßig warmen Frühlingswetter.
2 ½ Tage blieben dann noch übrig, um Lissabon, eine der meistbesuchten Hauptstädte Europas, kennenzulernen. Diese Zeit reichte immerhin, um mich in der Baixa, dem Zentrum in der Innenstadt, im historischen Viertel Alfama und auch in Belém, dem Ort mit den bedeutendsten mittelalterlichen Gebäuden der Stadt, umzuschauen. Ein Nachmittag im Badeort Cascais am Ende der Tejo-Mündung rundete den Kurzbesuch in Lissabon ab.
Zu erwähnen ist schließlich noch, dass mir sowohl Lagos als auch Lissabon als sehr saubere Städte in Erinnerung bleiben werden.
Algarve
2. Tag: Lagos
Am Vorabend konnte ich nach Flug von Deutschland und Busfahrt von Faro nach Lagos mein kleines, aber feines Quartier am Rande der Altstadt von Lagos beziehen. Heute schaue ich mich zunächst in dem Badeort an der südwestlichen Algarve um. Dass die Stadt viel Geschichte zur Seefahrt zu bieten hat, ist beim Rundgang durch die Altstadt zu spüren. Am Nachmittag spaziere ich dann erstmalig auf der hölzernen Küstenpromenade, die Bestandteil des Algarve – Fischerpfades ist, und schaue in die bizarre Felsenwelt der Steilküste. Zurück in der Stadt, hole ich mir später am Busbahnhof alle notwendigen Fahrplan-Informationen, damit ich an den nächsten Tagen mitdem Bus zu den Start- und Endpunkten der geplanten Wanderungen gelangen kann.
3. Tag: Auf dem Fischerpfad von Salema nach Luz
An meinen Wandertagen habe ich ein Frühstücksproblem: Ab 8:30 Uhr ist Frühstückszeit, mein Bus fährt jedoch schon um 9 Uhr (oder früher) … Im Kühlschrank finde ich dann jedoch das Wichtigste. Die Busfahrt funktioniert, in der Ortsmitte des Ferienortes Salema kann die Wanderung um 9:45 Uhr starten. Der Fischerpfad verläuft bis Burgau nahe der Steilküste. Mehrere Einschnitte mit Badestränden zwingen zu einem ständigen bergauf-bergab. Gleich hinter dem ersten Strand Praia da Boca liegt ein recht großes Sumpfgebiet. In der Ferne sehe ich einzelne große Wasservögel. Unweit davon sind Reste eines römischen Forts zu sehen. Hier verpasse ich auch die Fischerpfadmarkierung. Erst nach einem Umweg komme ich wieder zurück auf den Pfad. Gegen 12 Uhr erreiche ich den Badeort Burgau, der von großen Ferienanlagen dominiert wird. Die Sonne sticht jetzt enorm. Ich kaufe mir einen Hut. Der Abschnitt nach Luz verläuft deutlich sanfter. Die Küste ist jetzt nicht mehr so schroff. Die letzten 2 Kilometer führt der Weg im Uferbereich. Gegen 15:30 erreiche ich das Ziel in der Ortsmitte von Luz. Es bleibt noch Zeit, um sich hier umzuschauen und im Eiscafé einzukehren. Dann fahre ich entspannt mit dem Stadtbus nach Lagos zurück.
4. Tag: Auf dem Fischerpfad von Lagos nach Luz
Eigentlich wollte ich am Vormittag nur einen Spaziergang in Lagos unternehmen. Doch dann war ich wieder auf der hölzernen Promenade und genoss den Blick zum Meer. Spontan entschloss ich mich, die Wanderung bis Luz fortzusetzen. Auf dem Luxus-Weg lief ich zur Südspitze von Lagos mit dem Leuchtturm Ponta da Piedade und weiter zum westlichsten Ortsteil Porto de Mos. Oberhalb des schönen Strandes beginnt der sanfte Anstieg mit schönen Panorama-Ausblicken nach Atalia. Bald stehe ich innerhalb eines Wäldchens am höchsten Punkt des Tages (109 m) vor dem geodätischen Obelisken Atalia. Der folgende Steilabstieg nach Luz ist nicht ohne. (Hier versuchen sich auch Mountainbiker!).Gegen 18 Uhr erreiche ich die prall gefüllte Strandpromenade von Luz und genieße noch ein Kaltgetränk vor der Rückfahrt nach Lagos.
5. Tag: Auf dem Fischerpfad von Carrapateira nach Vila do Bispo
Zum Start der Etappe muss ich besonders zeitig starten, denn der einzige Bus nach Carrapateira starte 8:30 Uhr in Vila do Bispo. Doch während ich an der Bushaltestelle warte, bietet eine Dame aus dem Ort mir an, mich dorthin zu chauffieren. Dies ist eine der besonderen Erinnerungen an Portugal! Ich wandere zunächst aus dem pittoresken Fischerdorf zwischen Wiesen und Feldern zur Küste hinüber. Erster Halt ist der Aussichtspunkt Ponta do Castelo, wo neben Resten maurischer Besiedlung auch die Aussicht in die Bucht mit dem Mini-Fischerhafen erwähnenswert ist. Es folgen Ab- und Aufstiege zu mehreren Buchten bzw. Stränden. Dabei sind teilweise 100 Höhenmeter zu bewältigen. Der Sandstrand Praia dos Caneiros zählt zu den schönsten Stränden der Algarve. Nach dem letzten Aufstieg wandere ich dann bei starkem Gegenwind 4 Kilometer diagonal durch den Naturpark. Es folgen noch 3 Kilometer auf einem Wiesenweg hinunter zum Ziel in Vila do BIspo. Zurück in Lagos gönne ich mir schließlich einen niveauvollen Fado-Abend in einem Restaurant der Altstadt.
6. Tag: Lagos
Nach den letzten Wandertagen lege ich heute einen Ruhetag ein. Zunächst besuche ich den Mercato Levante Lagos, der Samstags stattfindet. Dies ist ein Selbsterzeugermarkt, auf dem neben Obst und Gemüse auch Algarve-spezifische Leckereien angeboten werden. Später bin ich dann im Wissenschaftsmuseum und schließlich als absoluten Höhepunkt in der Kirche Santo António (Igreja de Santo António), die im Verbund mit dem Lagos Museum erreichbar ist. Aufgrund ihrer Holzschnitzereien gehört die Kirche zu den wichtigsten Beispielen eines goldverzierten Gotteshauses in gesamten Süden Portugals. Später bin ich dann noch auf dem Fort Ponta da Bandeira, das heute geöffnet ist.
7. Tag: Auf dem Fischerpfad von Vila do Bispo nach Sagres
Meine letzte Etappe auf dem Fischerpfad führt mich zum südwestlichsten Punkt Kontinental-Europas. Die Wanderung beginnt am Sonntagmorgen im menschenleeren Vila do Bispo. Zunächst komme ich an Feldern und Viehweiden vorbei, dann folgt ein Abschnitt am Rande eines Eukalyptuswaldes. Nach 4 Kilometer biegt der Weg links ab. Nicht weit davon entfernt befindet sich der Torre de Aspe, der höchste Punkt der Costa Vicentina (156 m). Ich bin jetzt wieder im Naturpark. Gegen11 Uhr erreiche ich die Steilküste von Telheiro. Dies ist eine spektakuläre Geostätte mit unterschiedlichen Gesteinsschichten, die wohl auf der iberischen Halbinsel einmalig ist. In der Ferne erkenne ich schon den Leuchtturm am Cabo de São Vicente (Kap St. Vincent). Nacheiner weiteren Schlucht folgt ein Geländeabschnitt mit weißem Kalkstein. Die Ankunft am Kap St. Vincent ist dann wie in einer anderen Welt: Eine Riesenschlange parkender Autos und massenhaft Touristen. An den Imbissstand „Letzte Bratwurst vor Amerika“ stelle ich mich aber auch an. Der große Gebäudekomplex am Leuchtturm ist allerdings verschlossen, so dass ich nach der Mittagspause den Ort schnell verlasse. Der Weg führt jetzt an der ebenfalls interessanten Steilküste nach Südosten. Ich komme am Fort do Belixe vorbei, das jedoch nicht mehr zugänglich ist. Die Küstenerosion nagt an diesem historischen Bauwerk. Nach 7 Kilometer erreiche ich schließlich Sagres Ich habe genügend Zeit meinen Durst an diesem heißen Nachmittag zu stillen und die Menschen beim sonntäglichen Boule-Spiel zu beobachten, denn bis zur Abfahrt des Bus nach Lagos sind es noch 3 Stunden.
8. Tag: Lagos
Vor der Abreise wollte ich auch noch die östliche Seite von Lagos, d.h. die Seite links vom Bensafrim-Fluss, kennenlernen. Die Marina de Lagos hatte ich schon mehrfach besucht. Unbekannt war mir der daneben liegende Bahnhof, der an ein Flughafen-Terminal erinnert, aber kaum Passagiere hat. Der Busverkehr dominiert eindeutig an der Algarve. Hinter dem Fischereihafen zweigt der Weg zum Strand ab. Von der Düne bietet sich ein toller Anblick. Von dem 3 km langen Holzsteg schaue ich zum 100 m breiten Sandstrand hinunter. Der Kontrast zur Steilküste könnte nicht größer sein. All das ist ideal für die vielen Gäste den Ferienanlagen hinter der Bahnlinie und speziell für die Surfer, denn die Lagos-Bucht hat oft hohe Wellen. Heute ist aber nach dem leichten Regen am Morgen das Meer ruhig und der Strand faktisch menschenleer. Ich genieße die Ruhe. Auf dem Rückweg schaue ich dann von der Hafenausfahrt hinüber zur Altstadt.
9. Tag: Wanderung im Mata Nacional de Barão de São João
Eine Wanderung abseits der Küste stand schon vor der Reise auf dem Reiseplan. Doch eine Streckenwanderung abseits größerer Orte ist mit dem ÖPNV schwer machbar. Ich hatte mr daher eine Rundwanderung nach Online-Karten zusammengestellt. Mit dem Linienbus fahre ich aus Lagos bis zur Endstation Barão de São João. Dies ist offensichtlich ein kulturvolles Städtchen, denn mein Weg führt im Ort an zwei Freiluftbühnen vorbei. Am Ortsende erreiche ich die Via Algarviana und steige 100 Höhenmeter auf dem Weitwanderweg zum Menir da Pedra do Galo, einem archäologischen Stein aus der Altsteinzeit, hinauf. Hier oben in einer Höhe von ca. 150 m sind viele große Windkraftanlagen entstanden. Allein auf meinem Wegabschnitt komme ich an 9 Anlagen vorbei. Von der Forststraße steige ich später durch den dichten Wald zu einer scheinbar verlassenen Lichtung hinunter. Ich bin daher sehr verwundert, dass ich das Areal einer offensichtlich gut funktionierenden Bio-Farm erreicht habe. Hier raste ich und steige danach auf der Via Algarviana zum Kamm hinauf. Ich bin jetzt wieder im Nationalwald. Ein Zickzackweg führt durch den schönen Pinienwald hinunter nach Barão de São João. Bis zur Bus-Rückfahrt nach Lagos bleibt nur noch wenig Zeit.
Lissabon
10. Tag: Ankunft in Lissabon
Mit dem Linienbus verlasse ich Lagos und komme pünktlich gegen 15 Uhr am zentralen Busbahnhof in Lissabon an. Zunächst habe ich Probleme, mich zu orientieren und das günstige Tagesticket des Nahverkehrs zu bekommen. Doch dann sitze ich in der Metro und steige nur einige hundert Meter von meinem Quartier entfernt in der Baixa, dem Zentrum der Innenstadt, aus. Am späten Nachmittag unternehme ich dann einen Spaziergang durch die Alfama, dem ältesten und ursprünglichsten Stadtteil von Lissabon. Die Orientierung zwischen den steilen und engen Gassen ist schwierig. Von den Aussichtspunkten (Miradouro) schaue ich mit vielen anderen Touristen auf die bunte Stadt und die Tejo-Mündung.
11. Tag: Lissabon und Cascais
Am Vormittag schaue ich mich in meiner näheren Umgebung in der Baixa um. Stationen sind u.a. der Touristenmagnet Elevador de Santa Justa, das Museum der Nationalgarde, die Jesuitenkirche Igreja de São Roque und die Prachtstraße Avenida de Liberdade. Am Nachmittag fahre ich dann mit der Eisenbahn zu dem bei Einheimischen und Touristen beliebten Badeort Cascais am Ende der Tejo-Mündung. ca. 35 km westlich vom Stadtzentrum Lissabon. Hier herrscht ähnlicher Badebetrieb wie an der Algarve. Aus dem Ortszentrum wandere ich zum Leuchtturm und entlang des Wanderweges an der Steilküste. Die Einkehr in einer der vielen Fisch-Gaststätten schließt den Besuch schließlich ab.
12. Tag: Lissabon und Belém
Ein kurzer Spaziergang führt mich am Vormittag zum Rossia, dem Hauptplatz von Lissabon. Die wellenförmige Pflasterung aus dem 19. Jahrhundert beeindruckt jeden Besucher der Stadt. Dann fahre ich mit dem Bus hinaus nach Belém. Der Vorort, ca. 5 km vom Stadtzentrum entfernt, wurde beim Erdbeben im 18. Jahrhundert nicht zerstört und kann daher auf die bedeutendsten Gebäude des mittelalterlichen Lissabons verweisen. Das Mosteiro de Belém (Hieronymitenkloster) ist heute Weltkulturerbe und die Touristenattraktion der Stadt. Ich bewundere hier die kunstvollen, filigranen Steinbildhauereien, die Jahrhunderte ohne Zerstörung bzw. Erosion überstanden haben. Ähnlich beeindruckend, wie der zweistöckige Kreuzgang ist die Klosterkirche mit dem gewaltigen und dennoch filigranen Südportal. Nach dem Besuch dieses Komplexes wandere ich hinüber zum Denkmal der Entdeckungen. Es wurde 1960 zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer durch das Salazar-Regime errichtet. Ein Kilometer westlich davon steht wuchtig am Tejo-Ufer der Torre de Belém. Auch hier beeindruckt mich die prächtige Fassade des Wachturms der mittelalterlichen Festung. Zum Abschluss besuche ich schließlich noch das Marine-Museum, das sich an der Westseite des Klosters befindet. Hier kann man viel über die Entwicklung der Seefahrt der letzten 500 Jahre erfahren.
13. Tag: Abschied von Lissabon
Um 5 Uhr werde ich am Hotel abgeholt, denn zu dieser Zeit fährt am Sonnabend noch keine Metro. Das Taxi bringt mich hinaus zum Flughafen. Bald startet der Flug via Wien nach Berlin. Eine sehr schöne Reise geht zu Ende.