Karnischer Höhenweg |
10.09 - 17.09.2002 |
Kompakt
Wir beginnen unsere Wanderung an der Grenze zwischen Süd- und Osttirol bei Innichen und wandern an 6 Tagen ca. 120 km auf dem Karnischen Hauptkamm, oft auf der Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien, bis zur Unteren Valentinalm nahe der Plöckenpass-Straße. (Gesamtlänge Karnischer Höhenweg: 155 km)
Auf unseren Touren werden wir immer wieder an den Gebirgskrieg zwischen Italien und Österreich erinnert, der hier 1915 begann. Viele Abschnitte des Höhenweges wurden als Truppen-Versorgungswege in dieser Zeit angelegt und neben dem Weg ist mitunter noch der rostige Stacheldraht der Stellungen zu sehen.
Der Karnische Höhenweg ist durch eine geologische Vielfalt des Gesteins gekennzeichnet, wie wir sie in keiner anderen Alpen-Region fanden.
Nach der Rückfahrt nach Südtirol unternehmen wir noch eine interessante Tagestour im Drei-Zinnen-Gebiet und schließen damit unsere dritte Wanderwoche eindrucksvoll ab.
Anmerkung: Die Fotos stammen aus dem "vordigitalen" Zeitalter. Sie sind eingescannt und haben dadurch nur eine bescheidene Qualität.
1.Tag: Aufstieg zu Sillianer Hütte
Ausgangspunkt unserer Wanderung auf dem Karnischen Höhenweg ist Vierschau bei Innichen, dem östlichsten Ort Südtirols. Nachmittags bringt uns die Seilbahn am Helm auf 2060m, so dass wir die SillianerHütte (2447m) noch vor dem Abend erreichen. Die Hüttenwirtin erklärt uns die materiellen Vorteile einer Mitgliedschaft im Österreichischem Alpenverein (ÖAV) für unsere Tour und so bin seit diesem Abend organisierter Alpen-Wanderer…
2.Tag: Sillianer Hütte – Obstanzersee-Hütte
Dichter Nebel bzw. Wolken begleiten uns am Vormittag auf unserem Kammweg über den Demut und Eisenreich. Nichts ist es mit dem versprochenen fantastischen Blick zu den Sextner Dolomiten.
Am frühen Nachmittags, inzwischen hat es sich aufgeklart, erreichen wir unser Ziel den Obstanzersee und nehmen unser Quartier in der romantischen Obstanzer Hütte ein, die nur mit dem Helikopter versorgt wird.
Nach einer kleinen Rast steige ich nochmals 350m hinab auf die Vorderalm und betrachte die liebliche Prinz-Heinrich-Kapelle, die auch auf die Schrecken des 1.Weltkrieg verweist.
3.Tag: Obstanzersee-Hütte – Porzehütte (+950m / -1285m)
Heute ist das schöne Wetter endlich da. Die Kälte am Morgen ist nach dem Aufstieg zur Pfannspitze schnell vergessen.
Höhepunkt des Tages ist die Besteigung des Großen Kinigat: Der Aufstieg erfolgt über einen Klettersteig, der ohne Kletterset volle Konzentration erfordert. Lohn ist dann der Ausblick am Europa-Kreuz.
Nach dem Abstieg bleiben wir zunächst auf dem Kamm, Dieser Weg wird uns ohne Sicherung aber bald zu riskant. So steigen wir ab und erreichen nach viel auf und ab am späten Nachmittag die neue Porzehütte (1942m), wo wir uns zwar gut pflegen können, dafür aber eine Unterkunft im schlecht belüfteten Lager erhalten.
4.Tag: Porzehütte – Hochweißsteinhaus (+1170m / -1247m)
Heute ist unsere Königsetappe, insgesamt sind wir 9 Stunden auf Tour. Nach dem Aufstieg auf den Kamm geht es ständig bergauf-bergab. Ein kritischer Aufstieg im Hochspitz-Bereich und der folgende ungesicherte Übergang an der Felskante zum Luggauer Sattel verlangen volle Konzentration.
Von Kamm schauen wir zum 7 km entfernten Maria Luggau mit seiner Wallfahrtskirche. Der Ort liegt zwar wie die weiter westlich liegenden Orte an der Gail, doch wir sind nun in Kärnten und das Tal heißt Lesach-Tal.
Der folgende Weg unterhalb der Toskarspitze ist teilweise recht verkrautet und verwildert.
Das Hochweißsteinhaus (1867m) ist zwar alt und besitzt nur eine Waschstelle im Gang. Dafür ist es hier recht gemütlich und wir können besser schlafen.
5.Tag: Hochweißsteinhaus – Wolayersee-Hütte (+1093m / -987m)
Nach Hinweisen der Wirtin haben wir zeitig gefrühstückt, denn mehrere hundert Wallfahrer aus Italien machen in der nächsten Stunde hier Rast.
Schon in der Nacht sind sie in ihren italienischen Heimatdörfern aufgebrochen, kommen über den Kamm am Hochweißstein und steigen nach Maria Luggau zur Wallfahrt hinunter. Am Sonntag-Nachmittag machen sie dann auf ihrem Heimweg hier nochmals Rast.
Wir wandern zunächst auf den Kamm, steigen dann aber auf italienischer Seite bis auf 1500m hinunter und queren Almwiesen und Wälder östlich vom Großweißstein. Dabei sehen wir auch, dass die Mehrzahl der Almwirtschaften verödet ist.
Anschließend erfolgt wieder ein Aufstieg zum Giramondo-Pass. Hier erwartet uns ein traumhaftes Biotop, dass man einmal im Juni kennenlernen müsste. Wir steigen aber wieder tief ab ins Wolayer Tal und schließlich hinauf zum Wolayersee zu unserem Ziel der Wolayersee-Hütte (1960m). Gute Gastronomie und Unterkunft belohnen uns am letzten Abend in der Höhe der Karnischen Alpen.
Anmerkung: Die Wolayersee-Hütte bekam erst in unserem Wanderjahr ihren ursprünglichen Namen wieder zurück. Von 1923 bis 2002 trug sie den Namen des bekennenden Antisemiten Eduard Pichler.
6.Tag: Wolayersee-Hütte – Untere Valentinsalm (+310m / -1100m)
Heute soll eigentlich der bescheidene Aufstieg zum Valentins-Törl und der Abstieg ins Tal folgen. Doch wir verpassen am Wolayersee den richtigen Einstieg in den Weg. So steigen wir zunächst 300m hoch in die falsche Richtung, d.h. wir müssen ein Großteil des Weges zurück und neuen Anlauf nehmen. Anschließend geht es fast 1100m hinab zur Unteren Valentinsalm.
Nachmittags fahren wir mit zwei Wanderfreunden im Taxi zurück zum Ausgangstour der Wanderung in Vierschach und sehen dabei manchen unserer Berggipfel aus dem Tale.
Im Hotel, nach Pflege und gutem Essen sind wir seltsamerweise ziemlich geschafft.
7.Tag: Drei-Zinnen-Tour
Nach gutem Frühstück sind wir wieder wohlauf. Heute steht ein würdiger Abschluss unserer Wanderwoche bevor:
Mit dem Auto fahren wir nach Toblach, dann auf der Panorama-Straße zu den Drei Zinnen, dem Wahrzeichen Südtirols.
7 Stunden verbringen wir in diesem fantastischem Massiv und nutzen alle Blicke im Naturtheater:
Zu unserem Karnischen Höhenweg, aber auch zu den Stationen der Dolomiten, die wir vor zwei Jahren durchwanderten.
8.Tag: Heimfahrt
Wir genehmigen uns auf unserer Heimfahrt einen kleinen Umweg:
Zunächst fahren wir das Pustertal hinab in die Hauptstadt Osttirols Lienz. Nachmittags geht es dann verblüffend unkompliziert durch den Felbertauerntunnel nach Kitzbühl und über Kufstein zurück nach Deutschland.