Südinsel - Ost
Kompakt
Am Sonntag Morgen fahren wir hinüber nach Dunedin, der schottischsten Stadt Neuseelands. Am nächsten Morgen starten wir extrem zeitig von unserem Quartier auf der Otego-Halbinsel. So können wir zunächst Gelbaugen-Pinguine, später dann Albatrosse in der nahegelegen Kolonie beobachten. Auch auf unserer nächsten Reiseetappe, am Rande des Städtchens Oamuru, können wir Tiere beobachten. Am Abend sind es die kleinen trolligen Blaupinguine, am nächsten Morgen dann die mächtigen Seelöwen. |
East Otego
21.Tag, Sonntag 07.12.2003, Dunedin
Am Sonntag-Vormittag fahren wir hinüber nach Dunedin. Kleine Orte wechseln sich mit Viehweiden ab, nur selten sind Ackerflächen zu sehen. In Balclutha durchfahren wir den südlichsten Punkt der gesamten Reise. (ca. 46,3° südlicher Breite)
Mittags ist Dunedin erreicht. Die nach den Reiseführern schottischste Stadt Neuseelands verbirgt sich zunächst hinter Industrie- und Hafenanlagen. Doch das Stadtzentrum mit Bahnhof und den Gebäuden um das Oktagon wirkt auch auf uns recht eindrucksvoll.
Für den Nachmittag haben wir eine historische Eisenbahnfahrt gebucht. Die „Taieri Gorge Railway“ fährt über eine Vielzahl von Brücken und Tunneln durch die die tiefe „Taieri“-Schlucht hinauf auf eine Hochebene. Nach Rast in dem kleinen Nest Middlemarch geht es dann wieder zurück.
Es ist schon Abend, als wir in Dunedin am Bahnhof ankommen, um die große Hafenbucht herumfahren und schließlich in Portobello auf der Otago-Halbinsel unsere Zelte aufschlagen.
22.Tag, Montag 08.12.2003, Dunedin – Oamaru
Früh um 4:15 weckt uns Uwe. Wir wollen zu den Pinguinen und fahren noch in der Dunkelheit quer über die Otago-Halbinsel und steigen an der „Sandfly Bay“ hinab zum Strand und wieder zu einer Beobachtungshütte hinauf. Und tatsächlich, in der Morgendämmerung kommen einzelne Gelbaugen-Pinguine den steilen Hang hinunter. Es ist die drittgrößte Pinguin-Art. Die Tiere watscheln zum Wasser und erst am späten Abend nach einem langen Fischfang-Tag werden sie wieder hier hinauf ziehen. Wir wandern auch wieder zurück, müssen im feinen Dünensand sicherlich 100m (oder vielleicht 200m?) hinauf und haben erst einmal das Frühstück verdient.
Danach folgt das zweite Highlight: Besuch der Albatros-Kolonie in Taiaroa, der vordersten Spitze der Halbinsel. Es ist weltweit der einzige Ort auf dem Festland, wo diese riesigen Vögel (Flügelspannweite 3m) brüten. Von den Ranchern erfahren wir viel über die Biologie der Tiere, die außerhalb der Brutzeit zum Teil jahrelang um den Südpol kreisen und von denen einzelne Exemplare schon über 40 Jahre hier zur Station zurückkommen. Wir können nur aus der Ferne auf die Nester schauen, erst Ende Januar, wenn die Jungvögel schlüpfen, kommt Bewegung in die Kolonie.
Im Kontrast zu unserem Tierprogramm steht die dritte Aktivität: Besichtigung des Larnach Castle hier oben auf der Otago-Halbinsel. Es ist faktisch das einzige Schloss Neuseelands. Der Banker und Industrielle Larnach hat sich dieses Juwel im 19.Jahrhundert bauen lassen. Die kunsthandwerklichen Details machen auch auf uns großen Eindruck.
Nach einer letzten Stippvisite in Dunedin, ich lasse meine Sonnenbrille reparieren, verlassen wir die Stadt und fahren auf der Fernstraße 1 nordwärts nach Oamaru. Zur Kaffeezeit haben wir die „Moeraki Boulders“ erreicht. Wie Fußbälle für Riesen-Kicker liegen die 2m großen Steinkugeln hier am Strand. Ihre Entstehung soll ähnlich wie die der Perlen in der Muschel sein.
Bald ist Oamaru erreicht. Die Hafenstadt hatte ihre Blütezeit bereits vor 100 Jahren. Nach Zeiten des Verfalls wird jetzt der alte Hafen mehr und mehr touristisch genutzt. Wir bauen unsere Zelte auf. Nach dem Abendessen kommt die letzte Attraktion des Tages: Besichtigung der „Oamaru Blue Penguin Colony“. Im Gegensatz zum reinen Naturerlebnis am frühen Morgen erleben wir hier eine kommerziell perfekt organisierte Show. 150 zahlende Zuschauer sitzen auf einer neuen Holztribüne am Strand und harren der Dinge. Und tatsächlich, nach Sonnenuntergang kommen nacheinander die Gruppen der Blaupinguine, der kleinsten Pinguin-Art. Spätestens jetzt vergessen wir den Kommerz und sind begeistert und verwundert von der Intelligenz dieser Tiere, die tagsüber 30km im Meer jagen und dann exakt zu ihren Nestern finden. Wie funktioniert das?
Leider mussten wir an der Kasse die Fotoapparate abgeben, daher habe ich keine eigenen Bilder.
23.Tag, Dienstag 09.12.2003, Besuch bei den Seelöwen
Am Morgen verlassen wir Oamaru. Zunächst fahren wir zu einem nahe gelegenen Steilufer und steigen hinunter zum Strand. Wir wandern eine Weile und schließlich stehen wir plötzlich Prachtexemplaren von Seelöwen gegenüber, die sich hier in der Vormittagssonne auf den Steinen erwärmen. Solange man die nötige Distanz behält, lassen sich die Tiere nicht aus der Ruhe bringen. Am Strand finden wir auch wunderschöne Muschelschalen, die wir bisher nur in den Souvenir-Shops sahen.
Mount Cook
23.Tag, Dienstag 09.12.2003, Mount Cook
Nach dem Besuch bei den Seelöwen bei Oamura verlassen wir die Küste und fahren quer über die Insel hinüber zu den „Southern Alps“. Zunächst geht es den „Waitaki River“ hinauf und bald erreichen wir eine Kette von Seen. Die unteren sind durch Staudämme entstanden, die oberen sind natürliche Gletscherseen. Sie sind über Kanäle verbunden und die an den Seen gebauten Kraftwerke erzeugen ein Großteil der Elektroenergie Neuseelands.
Der „Lake Pukaki“ ist der größte dieser Seen, wir fahren ewig an seiner Westseite entlang. Am oberen Ende des Sees liegt unser heutiger Zeltplatz. Wir lassen ihn jedoch zunächst rechts liegen und fahren bis zum letzten Parkplatz der Mount Cook-Region. Von hier wandern wir in der Nachmittagssonne durch das blühende „Hooker“-Tal. Oben am „Lake Hooker“ genießen wir beim Picknick den herrlichen Tag. Dann geht es hinunter zu unserem Campingplatz, der einem großen Landschaftspark gleicht.
24.Tag, Mittwoch 10.12.2003, Mount Cook
Heute geht es noch einmal in die Berge. Zunächst fahren wir nach Mount Cook Village. Im Informationszentrum erfahren wir viel über die Berge und die Gletscher. Dann wandern wir 550m hinauf zur „Sealy Tarns“. Der Weg zieht sich in Serpentinen über Hunderte (oder Tausende?) von Stufen. Oben genießen wir den Ausblick zum Mount Cook, den Gletschern und dem großen Gletschersee im Tal. Auf den Aufstieg zur Mueller Hut verzichten wir, denn wir haben heute noch mehr vor.
Dann steigen wir wieder ab. Nach kleiner Rast in Mount Cook Village fahren wir hinüber zum Tasman-Gletscher. Wir steigen aus dem Tal zum seitlichen Ufer des Gletscher-Sees. Der Gletscher selbst ist unter dem Oberflächenschutt nur zu erahnen. Er ist der größte Gletscher Neuseelands, 28km lang, über 100km² groß und sein Eis ist bis zu 600m tief.
Am Abend sind wir wieder auf dem Zeltplatz und können noch den Sonnenuntergang an den Bergriesen verfolgen.
25.Tag, Donnerstag 11.12.2003, Abschied vom Mount Cook
Die Hochdruck-Wetterlage hat sich noch verstärkt. Als ich früh aus dem Zelt schaue, ist keine Wolke am Himmel. Das gab es noch nie auf der Reise. Wir nehmen Abschied von den Bergen. Wir fahren den „Lake Punaki“, von dem wir jetzt wissen, dass er auch vom Tasman-Gletscher abstammt, entlang. Am südlichen Seeufer ist ein sehenswerter Info-Center. Nun biegen wir nach Osten ab, die Fahrt geht durch das „Mackenzie Country“. Nächster Foto-Stopp ist am „Lake Tekapo“ mit seiner idyllischen „Church of the Good Shepard“, die von japanischen Touristen überfallen wird.
Dann geht es hinab in die „Canterbury Plains“ und mittags erreichen wir das liebliche Städtchen Geraldine. Die Stadt ist piek-sauber, besitzt niveauvolle Läden und ich kann schließlich meine dritte Foto-CD brennen lassen.
Akaroa
25.Tag, Donnerstag 11.12.2003, Fahrt zur Akaroa-Halbinsel
Aus den „Canterbury Plains“ geht es weiter in Richtung Christchurch. Wir biegen jedoch vor der größten Stadt der Südinsel nach Osten ab und fahren auf die „Banks Peninsula“ (Halbinsel). Es geht steil hinauf. In einer Höhe zwischen 400 und 650m führt eine abenteuerliche schmale Straße um den ehemaligen Kraterring. Uns bieten sich immer neue Sichten auf „Akaroa Harbour“. Dann sind wir schließlich unten in dem lieblichen Touristenstädtchen Akaroa. Der Ort ist französchen Ursprungs und darauf ist man offensichtlich immer noch stolz. Wir genießen den späten Nachmittag an der Hafenmole. Dann fahren wir zum Zeltplatz hinauf, er liegt ca. 100m über dem Ort. Bei Martin’s Steaks und einem traumhaften Sonnenuntergang lassen wir den vorletzten Abend ausklingen.
26.Tag, Freitag 12.12.2003, Besuch bei den Hector-Delfinen
Das Vormittagsprogramm in Akaroa ist unterschiedlich. Während die Mehrzahl unseres Teams sich nochmals im Ort umschaut und wohl auch in das kühle Wasser springt, fahren wir, Antje, Sascha und ich, mit dem Boot hinaus zum Delfin-Watching, Antje und ich als Fotograf, Sascha in einer Gruppe von Schwimmern. Wir wollen hier Hector-Delfine beobachten. Mit 1,2 bis 1,4m Länge sind es die kleinsten Delfine. Die Tiere nähern sich tatsächlich dem Boot und unsere Schwimmer haben kurzzeitig Kontakt zu ihnen. Für mich am aufregendsten ist zu beobachten, wie diese Tiere wahnsinnig schnell beschleunigen und wegschwimmen können.
Christchurch
26.Tag, Freitag 12.12.2003, Fahrt nach Christchurch
Nach dem Besuch bei den Delfinen in Akaroa steigen wir in unseren Bus und verlassen endgültig diesen schönen Ort. (Hier hätte man Badeverlängerung buchen sollen…)
Die Fahrt nach Christchurch dauert nicht lange. Wir fahren unmittelbar in die Innenstadt zu unserem Backpacker, können aber zunächst noch nicht unsere Zimmer beziehen.
Folglich nutzen wir den Nachmittag individuell. Wir schauen uns in der Stadt um und erledigen noch Einkäufe. Am späten Nachmittag beziehen wir unsere Zimmer, sie sind die komfortabelsten auf unserer Reise. Dann gehen wir wieder in die City. In einem urigen Pub feiern wir unseren Abschied von Neuseeland. Gegen Mitternacht brennt die Luft auf der Kneipenmeile. Christchurch feiert offensichtlich den 3. Advent.
27.Tag, Sonnabend 13.12.2003, Abschied von Christchurch
Am Morgen werden zunächst beide Rucksäcke für den Rückflug gepackt. Bis 14:00 haben wir dann nochmals Gelegenheit uns in der Stadt umzuschauen. Christchurch ist meines Erachtens die schönste Stadt Neuseelands. Bei ihrem Aufbau vor 150 bis 100 Jahren flossen viele Erfahrungen aus England ein und das offensichtlich vorhandene Geld hier im Canterbury sicherte eine großzügige Architektur. So gibt es heute einen vorbildlichen Botanischen Garten, die alte Universität ist inzwischen ein Zentrum von Kunst und Kunsthandwerk und die Parkanlagen am Avon River bieten Ruhe in der Metropole. Letztes imposantes Bauwerk ist die moderne Kunsthalle, sie wurde erst 2003 eröffnet.
Gegen 14:00 fahren wir dann schließlich zum Flughafen. Uwe hat uns mit dem Bus insgesamt ca. 4200 km, davon 3000km auf der Südinsel, transportiert und kann den Bus abgeben.
Nach dem Einchecken nutzen wir (Martin, Jürgen, Torsten und ich) die verbleibende Zeit und laufen hinüber zum „Christchurch Antarctic Center“, das sich am Rande des Flughafens befindet. Wir scheuen nicht den stolzen Eintrittspreis und werden auch nicht enttäuscht. Hier entstand eine Ausstellung unter modernsten multimedialen Aspekten. Sie informiert vorbildlich über Geologie, Tierwelt, frühere und aktuelle Erforschung der Kontinents, aber auch über Umweltthemen: Ozon, schwindendes Eis. Für uns ist auch neu: Von der „Christchurch Antarctic Airbase“, sie ist vom normalen Flughafen abgetrennt, werden mit speziellen amerikanischen Transportmaschinen über 70% aller Güter zur Antarktis geflogen.
Die Zeit, die wir zur Verfügung haben, ist leider zu kurz, hier kann man sicherlich vier Stunden verbringen. So eilen wir schließlich wieder hinüber zu unserem Terminal.
Schnell vergeht der Inland-Flug hinauf nach Auckland. Dort treffen wir unsere Freunde von der Partnergruppe, die auf dem „Fußweg“ die Stadt erreicht haben.
Das Prozedere auf dem Ausland-Flughafen ist ziemlich aufreibend. Doch schließlich haben wir unsere 25 NZ$ Flughafengebühr bezahlt und sitzen in unserem koreanischen Jumbo.
Der Rückflug kann beginnen.
Nachtrag: Erdbeben in Christchurch 2011
Im Februar und Juni 2011 erlebte die Region Christchurch zwei schwere Erdbeben, bei der das Zentrum der Stadt stark beschädigt wurde. Hier ein Bericht aus Wikipedia:
Bei dem Christchurch-Erdbeben vom 22. Februar 2011 wurde der Kirchturm der Kathedrale bis zur Hälfte zerstört. Herunterstürzende Trümmerteile beschädigten angrenzende Teile des Gebäudes. Bei einem Nachbeben am 13. Juni 2011 wurde das berühmte "Rose Window" vollkommen zerstört. Nachdem ein weiteres starkes Nachbeben am 23. Dezember den Zustand der Kathedrale weiter verschlechterte, war das Schicksal des Wahrzeichens von Christchurch lange Zeit umstritten. Am 2. März 2012 wurde schließlich bekanntgegeben, dass die ChristChurch Cathedral, die auch bei den Erdbeben 1881, 1888, 1901 und 1922 beschädigt worden war, abgerissen wird....