Auf dem SalzAlpensteig: Vom Chiemsee zum Königsee |
13.06. - 20.06.2020 |
Kompakt
Nach der Lockerung der Korona-Beschränkungen in Deutschland entschlossen wir uns kurzfristig in den deutschen Alpen zu wandern. Die Wahl fiel auf einen Abschnitt des Weitwanderweges SalzAlpensteig zwischen Prien am Chiemsee und Schönau am Königsee. Gebucht hatten wir die Wanderreise beim Veranstalters ReNatour. Die Durchführung lag beim Veranstalter EuroHike, der die Unterkünfte in den Etappenorten sowie der Gepäcktransport organisiert hatte. Eine Bestwetter-Garantie bekamen wir jedoch nicht. Auf eine Tageswanderung verzichten wir wegen ganztägigen intensiven Regen und auch den Abschnitt auf der letzten Etappe kürzten wir wegen des Regens ein. An allen anderen Tagen hatten wir schönes Wanderwetter. Fernsicht war allerdings auch nicht an den Sonnentagen möglich, den Chiemsee, den wir am Ankunftstag mit dem Schiff erkundet hatten, sahen wir danach nur noch schemenhaft...
Am Ende der Wanderung stand zu Buche: 5 Wander-Etappen, Gesamtlänge: 83 km, Höhenmeter: +2.220 HM, -3.210 HM.
Aber auch am Ankunftstag und an den Regentagen waren wir gut zu Fuß, so dass wir sicherlich reichlich 100 km in der Woche gewandert sind.
1. Tag: Ankunft am Chiemsee
Nach der Ankunft im Hotel in Prien und der Parkplatzsuche für die kommende Woche wandern wir bei idealem Sommerwetter zu den Schiffsanlegestellen iin Prien. Dabei können wir hier in der hügeligen Umgebung am Westufer des Chiemsees erste Höhenmeter unserer Wanderwoche verbuchen. Den Nachmittag verbringen wir nach der Schiffahrt mit der Besichtigung der Park- und Brunnenanlagen auf Herrenchiemsee. Am späten Nachmittag können wir auch noch einen kleinen Spaziergang um das Benediktinnerenkloster Frauewörth auf der Fraueninsel unternehmen. Ein gelungener Auftakt unserer Wanderwoche.
2. Tag: Prien am Chiemsee - Marquartstein |
Das Wetter hatte sich über Nacht verändert. Beim Start in Prien ist der Himmel zwar bewölkt, aber es regnet noch nicht. Der Weg führt aus dem Ort auf den Herrnberg hinauf (40 HM), danach zwischen Feldern zum Chiemsee-Uferweg hinunter. Bis Bernau wandern wir nun durch eine traumhafte Schilf- und Moorlandschaft. In Bernau haben wir zunächst die Orientierung verloren, kommen dann aber schnell wieder auf den SalzAlpensteig zurück und wandern zur Waldkante oberhalb von Bernau hinauf. Inzwischen setzt feiner Regen ein, der uns bis zum Etappenziel begleitet. Im dichten Wald ist der Regen nur wenig zu spüren, doch oberhalb von Rottau kommen wir urplötzlich in eine kritische Situaion. Ein ca. 80 HM -Zickzack-Steilabstieg ist durch den Regen schmierig aufgeweicht und verlangt volle konzentration. Danach folgen wieder Waldabschnitte, die an einem trockenen Tag viel Wanderfreude bereiten würden. Letzte Schwierigkeit des Tages ist der Aufstieg zum Aussichtspunkt Stehtrumpf (690 m). Danach wandern wir, abweichend vom SalzAlpensteig (das Wegzeichen haben wir im Regen verloren) über Forst- und landwirtschaftliche Wege nach Grassau und weiter zum Etappenziel Wessnerhof in Marquarstein-Eppendorf.
3. Tag: Marquartstein - Bergen |
Am Morgen regnet es in Marquartstein noch intensiver als bei unserer Ankunft. An die in der Reisebeschreibung angekündigte Wanderung über die schönsten bayrischen Almen ist nicht zu denken. Wir warten noch bis zum Mittag im Hotel. Dann geht es zur Bushaltestelle und eine halbe Stunde später beziehen wir unser Quartier in Bergen. Heute bleibt Zeit sich auszuruhen. Am Nachmittag spazieren wir regengeschützt durch den kleinen Kurpark und besichtigen die schöne Kirche in der Ortsmitte. Im Bergener Bach steigt der Wasserstand kontinuierlich an. Ein Superlativ gibt es noch zu vermelden: In der Pizzaria Flamingo wird uns am Abend das beste Abendessen der Wanderwoche serviert.
4. Tag: Bergen - Ruhpolding |
In der Nacht hat es aufgehört zu regnen, wir können unsere Wanderung fortsetzen. Die Wolken hängen aber noch tief. so dass der Fahrbetrieb auf der Hochfelln-Bergbahn heute ruht. Die Freifahrt, die wir vom Veranstalter bekamen, verfällt. Wir machen aus der Not eine Tugend und wählen für den Weg nach Ruhpolding die Variante über die Bergbahn-Mittelstation. Wir wandern zunächst ca. 1 km im Tal der Weißen Ache hinauf und schauen zum (verschlossenen) Industriemuseum Maxhütte. Die Nutzung der Wasserkraft ist hier überall zu spüren. Unser Weg zweigt links ab, wir wandern nun im Tal der Schwarzen Ache auf einem bequemen Forstweg. In 900 m Höhe stehen wir vor dem Wasserfall des Baches .Nach einem weiteren Wanderkilometer schauen wir in 1000 m Höhe nochmals auf den Wasserfall. Auf den Abstecher zur Bergbahn-Mittelstation verzichten wir, denn es regnet inzwischen wieder. Der Blick zum Chiemsee wäre uns sowieso verwehrt. Wir wandern auf der breiten Forststraße über den höchsten Punkt des Tages (1.064 m) . Bald kommen wir aus dem Wald heraus zu einer wunderschönen Almenlandschaft, die nach dem abgezogenen Regen mystisch wirkt. Es ist die Hocherbalm (1.035 m) und die darunterliegende Steinbergalm (1.002 m). Letztere ist eine beliebte Ruhpoldinger Ausflugsgaststätte, man kann bequem bis vor die Tür fahren. Auch wir rasten hier. Danach führt uns der SalzAlpensteig auf einem schmalen steilen Weg in den Steinbach-Grund hinab. Nach Queren zweier Quellbäche können wir bequem auf dem Forstweg nach Ruhpolding wandern. Der Wald wir bald durch Blumenwiesen mit einzelnen Höfen abgelöst. Bald ist der Ort mit der markanten Stadtkirche auf dem Kirchberg zu sehen und nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir unser Hotel Im Zentrum des Ortes. Am späten Nachmittag schauen wir uns noch näher im Ortszentrum um. Beeindruckt sind wir von der Stadtkirche St. Georg, die mit dem Bergfriedhof undder Kapelle auf der Spitze des Hügels eine Einheit bildet.
5. Tag: Ruhpolding - Inzell |
Von Ruhpolding nach Inzell führt der SalzAlpensteig über den Rauschberg, der ca. 1000 m über die beiden Orte ragt. Der Aufstieg ist für uns heute kein Problem, wir haben von unserem Veranstalter ein Ticket für die Rauschbergbahn und im Gegensatz zur Hochfellnbahn ist heute Fahrbetrieb. Zunächst wandern wir ca. 4 km durch flache Wiesen und Feler, dann entlang der Weißen Traun zum Taubensee. Oberhalb des Sees an der Talstation der Seilbahn müssen wir allerdings eine Stunde warten, der Andrang ist groß und die Kapazität der Kabine Korona-bedingt stark begrenzt. Dann schweben wir in 6 Minuten 950 m hinauf zum Plateau des Vorderen Rauschbergs. Fernsicht haben wir zwar heute wiederum nicht, Chiemsee und Alpengipfel sind nur zu erahnen. Hier oben wird jedem Besucher etwas geboten: Da sind die Aussichtspunkte am Gipfelkreuz (1.645 m) und bei den Drachenflieger-Startpunkten, naturkundliche Informationstafeln und nicht zuletzt die Kunst-Installationen. Nach 1 ½ Stunden wandern wir dann weiter. Vor dem Abstieg wird noch ein Abstecher zum Hinteren Rauschenberg (1.671 m) unternommen. Danach folgt 100 m Steilabstieg auf die Wirtschaftsstraße, die die Gebäude des Rauschenberg und die am Wege liegenden Almen mit dem Tal verbinden. Bis zum Kienbergsattel führt der Weg durch eine liebliche Landschaft mit interessanten geologischen Formationen oberhalb der Almen. Danach folgen Serpentinen zwischen den Felswänden des Streicher, der auch zum Rauschberg gehört. In der Höhe von 1000 m erreichen wir den Waldweg, der nach Inzell führt. Wir wandern jedoch nicht auf dem kurzen Abschnitt zur Straße, sondern wandern gemäß SalzAlpensteig-Kennzeichnung zur Fahrriesboden-Kapelle, die idyllisch vor dem Fahrriesbodenrücken liegt. Im Gegensatz zur renovierten Kapelle ist der Weg hinunter nach Inzell in einem miserablen Zustand. Doch das ist vergessen, nachdem wir die Hotelanlage Schmelz erreicht haben. Diese lassen wir links liegen und laufen weiter zum Ort. Zunächst am Wald entlang, dann über Wiesen und unmittelbar vor dem Ort auf dem Moor-Erlebnispfad durch die Inzeller Filzen, eine der letzten großen Moorlandschaften der Chiemgauer Alpen. Zu guter Letzt wird auch noch der Kurpark gequert, dann sind wir am Ziel.
Zu unserem Abendessen im Ort müssen wir schon wieder den Regenschirm mitnehmen.
6. Tag: Inzell - Bad Reichenhall |
Nach dem Regen am gestrigen Abend scheint heute die Sonne und das wird den ganzen Tag so bleiben. Wir spazieren zunächst noch einmal durch den Kurpark zum Ortszentrum von Inzell. Dann führt der Weg durch Wiesen und Felder zum Waldrand unterhalb des Falkensteines. Dort können wir zunächst die moderne Eisschnelllaufhalle (Max Eicher Arena) bestaunen. Unweit davon laufen wir am Zwingsee, einem beliebten Ort zum Baden, vorbei. Nach ca. 2 km erreichen wir das Weißbachtal und schauen zum Weißbach-Wasserfall. Es ist ein Phänomen, dass ein Bach nur 2 km nach der Quelle am "Wasserloch" einen solch imposanten Wasserfall bilden kann. Später wird der Weg bequemer, denn wir wandern jetzt auf dem Bahndamm inklusive Tunnel der alten Waldbahn, die für den Holztransport gebaut wurde. Nächste große Attraktion wäre eigentlich die Weißbachschlucht. Eine Wanderung durch diese Schlucht führt über Treppen und Stege an Gumpen und Wasserfällen vorbei. Doch diese Schlucht wird gegenwärtig saniert , der SalzAlpensteig wird aktuell über die Höllenbach-Forststraße geführt. Wir steigen also zum Hotel/Gasthof Mauthäusl hoch und weiter, wiederum an Resten der alten Soleleitung vorbei, zur Forststraße. Nach ca. 100 Höhenmetern verlassen wir zunächst die Forstraße und folgen den Wegweisern zur Höllenbachalm. Hier ist viel Betrieb. Auch wir legen eine kurze Pause ein. Danach führt der Weg zurück zur Forststraße. Auf 880 m Höhe haben wir den höchsten Punkt des Tages erreicht. Wir wandern nun auf einem schmalen steilen Wanderweg zum Thumsee hinunter. An einem großen Wegkreuz treffen wir eine schlechte Entscheidung: Statt auf dem SalzAlpensteig zum Ufer des Thumsee zu laufen, wandern wir zu dem hübschen Ortsteil Karlstein. Der Weg in das Zentrum von Bad Reichenhall führt dann allerdings ziemlich trist neben der Fahrstraße. Der SalzAlpensteig hätte uns noch wesentlich länger durch den Wald geführt.. Direktes Ziel für uns in Bad Reichenhall ist das Technische Denkmal Alte Saline. Die Führungen des Tages sind jedoch ausgebucht. So schauen wir uns nach dem Hotel-Checkin am späten Nachmittag in der Kurstadt um.
7. Tag: Bad Reichenhall - Königsee (und Heimfahrt) |
Als wir am Vorabend die Bergstation der Predigtstuhlbahn beim letzten Tageslicht sahen, kam die Idee auf, unsere Wanderung zum Königsee mit einer Tour vom Predigstuhl nach Ramsau fortzusetzen. Doch am Morgen war daran nicht mehr zu denken, denn im Berchtesgadener Land war wieder eine Regenfront angekommen. Auch die vorgeschlagene Route von Bischofswiesen zum Königsee macht keinen Sinn. Wir haben aber noch die Karten für den Besuch der Alten Saline. Am Vormittag schauen wir uns noch einmal intensiv in der schönen Kurstadt um. Im Königlichen Kurgarten spazieren wir durch das Gradierhaus und in der prunkvollen Wandelhalle trinken wir die AlpenSole. Das Kurkonzert ist leider erst am Nachmittag. Um13 Uhr beginnt die Führung in der Alten Saline. Das Industriedenkmal beherbergt heute die historischen Salzquellen. Die riesigen Wasserräder mit 13 m Durchmesser drehen sich hier seit 170 Jahren.
Nach dieser eindrucksvollen Führung durch das Stollensystem unter der Stadt verlassen wir Bad Reichenhall. Der Zug bringt uns nach Berchtesgaden. Auf dem Wanderweg neben der Königseer Ache wandern wir Richtung Königsee. Auf den Info-Tafeln am Weg erfährt man viel über die Geschichte, die wiederum mit der Salzgewinnung im Berchtesgadener Land verbunden ist. Noch vor dem Königsee steigen wir zu unserem Quartier Köppeleck in Schönau auf. Am späten Nachmittag bleibt noch Zeit, um von dort hinunter zum Königsee zu wandern und einige Impressionen von dem vielleicht schönsten deutschen Alpensee aufzunehmen. Das war eine gute Idee, denn am nächsten Morgen regnet es wieder. So fahren wir am Abreisetag direkt zum Bahnhof in Berchtesgaden und sind dann nach 90 Minuten Bahnfahrt wieder in Prien am Chiemsee, dem Ausgangspunkt unserer Wanderwoche.
Trotz des nicht ganz so tollen Wetters wird uns diese Wanderung mit der Verbindung einer wunderschönen Landschaft und der Jahrhunderte alten Industrie-Kultur gut in Erinnerung bleiben.
Wasserbilder vom Chiemsee bis zum Königsee