Wir wandern jetzt im höchsten Abschnitt unserer Trekkingtour. An fünf Tagen übernachten wir höher als 4000m. Tagsüber sind wir meist mehrere hundert Meter über dem Tagesziel. So wird der Kreislauf systematisch an die Höhe angepasst. Absolute Höhepunkte dieser Tage sind der Aufstieg zum Tilichow-See (4920m), dem höchsten See der Welt, die Beobachtung einer großen Gruppe von Himalaja-Geiern aus der Nähe und schließlich die Übersteigung des Thorung La-Passes (5416m).
7. Wandertag: Manang
Start: 9:20 Uhr, Ankunft: 12:00 Uhr Höhenmeter: +400 / -400m Heute ist eigentlich Ruhetag. Wir steigen jedoch nach dem Frühstück zu dem Viewpoint südlich von Manang hinauf (3750m) hinauf. Von hier oben bietet sich uns bei herrlichem Sonnenschein - wie an allen Tagen in der Hochgebirgsregion - ein fantastisches Bergpanorama mit den 6000er und 7000er Bergriesen: Unmittelbar vor uns im Süden Gangapurna und Annapurna III, im Osten Pisang und Annapurna II, im Westen der Thorung. Nach dem Abstieg lasse ich am Nachmittag meine defekten Stiefel von einem einheimischen Schuhmacher nähen. Dann ist Entspannung bei Kaffee und Kuchen und ein Spaziergang im Marsyangdy-Tal nach Braga angesagt.
8. Wandertag: Manang - Shea Kharka
Start: 8:10 Uhr, Ankunft: 14:40 Uhr (ca. 1,5h Mittagspause an allen Wandertagen) Höhenmeter: +830 / -322m Hinter Manang verlassen wir am Morgen die Annapurna-Hauptroute. und starten zu einem 3-Tage-Trekk mit dem Ziel Tilichow-See. Wir steigen zunächst zu dem Dorf Khangsar hinauf. Beim Mittagessen können wir die Bauern beobachten, die das Getreide auf den Hausdächern dreschen. Am Nachmittag kommen wir an einem Kleinen Tempel vorbei und bald erreichen wir unserer Hütte Shea Kharka (4070m). Am Abend ist es saukalt, vor dem Haus wird ein kleines Lagerfeuer gemacht, im Speiseraum ist kein Ofen... Es dauert einige Zeit, bis ich mich im Schlafsack wieder aufgewärmt habe..
9. Wandertag: Shea Kharka - Tilicho Base Camp
Start: 8:50 Uhr, Ankunft: 11:30 Uhr Start: 15:30 Uhr, Ankunft: 17:00 Uhr Höhenmeter: +678 / -604m Hochalpin geht es auf der heutigen Etappe weiter. Im Reiseführer las ich, dass noch vor einigen Jahren die Route zum Tilicho-See unten am Fluss entlang führte. Doch dieser Weg ist längst verschüttet. Unser Weg liegt ca. 200m über dem Flusstal und quert mehrfach Erdrutsch-gefährdete Abschnitte. Nach der Mittagpause im Basecamp steigen wir am Nachmittag noch einmal 300m zu Trainingszwecken hinauf. Eine gute Nachtruhe im 4126m hohen Lager ist der Lohn dafür.
10. Wandertag: Tilicho Base Camp - Tilicho Lake -Shea Kharka
Start: 6:20 Uhr, Ankunft: 16:30 Uhr (ca. 1h Mittagspause) Höhenmeter: +1302 / -1361m Einer der Höhepunkte unserer gesamten Wanderung steht heute an: Wecken 5:00, Frühstück 5:30 ( Porridge + 2 Eier), Abmarsch 6:15 Uhr Es folgt ein endloser Aufstieg, erst in Serpentinen und Geröll, dann schon fast auf Zielhöhe durch wellige Schneefelder. Schließlich stehe ich um 9:15 Uhr auf 4920m am höchsten (?) See der Welt. Er ist noch nicht zugefroren (erst von November bis April soll er zugefroren sein). Nach einer Stunde in dieser superklaren Schneelandschaft steigen wir dann wieder ab und sind 12:15 wieder am Basecamp. Ich nutze die Mittagswärme um mich am Bach wieder einmal gründlich zu waschen. Am Nachmittag wandern wir dann wieder zur Hütte Shea Kharka zurück.
11. Wandertag: Shea Kharka - Yak Karka
Start: 8:30 Uhr, Ankunft: 13:50 Uhr Höhenmeter: +568 / -575m Am Morgen wandern wir zunächst Richtung Khangsar zurück. Dann steigen wir zu einem Verbindungsweg auf, der uns in das Thorung-Tal führt. In ca. 4200m Höhe bietet sich uns ein eimaliges Erlebnis: Unmittelbar neben dem Wanderpfad zerreißen ca. 15 riesengroße Geier ein Tier. Im Gespräch mit unseren Sherpas erzählt ein vobeikommender einheimischer Bauer, dass ein Schneeleopard das Tier in der Nacht auf der Weide gerissen hätte(?).
Nach diesem Erlebnis haben wir bald die vordere Kuppe des Gebirgszuges erreicht, von wo wir auf das Haupttal mit Mannang hinunter schauen können. Es folgt ein mühsamer Abstieg und Querung des Thorung-Baches. Dann sind wir auf der Annapurna- Hauptwanderroute. Bald ist unser Quartier in Yak Kharka erreicht. Um 15:00 Uhr essen wir leckeren Apple Pie, um 15:15 Uhr ist die wärmende Sonne hinter den steilen Felswänden verschwunden.
12. Wandertag:Yak Kharka - Thorung Pedi
Start: 8:20 Uhr, Ankunft: 11:20 Uhr Start: 13:350 Uhr, Ankunft: 16:35 Uhr Höhenmeter: +1002 / -538m Heute wandern wir zum vorletzten mal oberhalb 4000m. Im Tal des Thorung-Baches führt der Weg unkomplziert nach Thorung Pedi. Das Laufen fällt dennoch schwer. Gegen Mittag erreichen wir das Thorung Base Camp in 4540m Höhe. Im großen Aufenthaltsraum treffen wir auf viele Wander aus unterschiedlichsten Ländern. Am Nachmittag steigen wir noch zum Thorung Highcamp hinauf. Der Weg ist extrem steil und anstrengend. Nach einer Stunde haben wir die 340m gemeistert und fühlen uns noch motiviert den kleinen Hausgipfel (ca. 4900m) zu besteigen. Am späten Nachmittag sitzen wir dann wieder im Gastraum des Thorung Pedi zusammen und besprechen die Extremtour am morgigen Tag.
13. Wandertag: Thorung Pedi - Muktinath
Start: 3:45 Uhr, Ankunft: 12:55:00 Uhr Höhenmeter: +1000 / -1825m Das ist also die Königsetappe unserer Tour: Frühstück 3:00 Uhr, Start 3:45 Uhr Der Aufstieg im Dunkeln zum Highcamp fällt mir im Gegensatz zu Gestern heute sehr schwer. Oberhalb von 5000m merke ich, dass meine Finger in den dünnen Fingerhandschuhen zu erfrieren beginnen. Erst in Geli’s Fausthandschuhen und den Elch-Wärmekissen werden die Finger wieder warm. Doch anderen Wanderen in der großen Aufstiegskarawane scheint es noch schlechter zu gehen. Ihre Höhenanpassung war sicherlich nur unzureichend. Um 8:05 haben wir den Thorung La-Pass in 5416m Höhe erreicht. Jetzt in der wärmenden Morgensonne sind die Strapazen der letzten Stunden schnell vergessen. Die Fotos belegen die Euphorie, die einen Normalwanderer hier ereilt. Nach der Gipfelfreude folgt der 1600m-Abstieg hinunter nach Muktinath. Bald taucht am Horizont im Westen der Dhaulagiri, der dritte 8000er am Rande unserer Tour, auf. Um 12:45 Uhr erreichen wir dannn Muktinath und können uns in einem soliden Touristenhotel nach etlichen Tagen in der 4000m-Region endlich wieder einmal richtig pflegen. Nach dem Lunch am frühen Nachmittag steigen wir dann noch einmal hinauf zum Heiligtum von Muktinath, dass Buddhisten und Hindus gleichermaßen verehren und wo im August das wichtigste Pilgerfest stattfindet.