Norwegen 2018 - Wanderungen auf der Insel Senja |
07.07. - 14.07.2019 |
Die Reise
Senja – die zweitgrößte Insel Norwegens, auf 69° nördlicher Breite gelegen, liegt nördlicher als die Lofoten und die Vesterålen. Bis Ende Juli geht hier die Sonne nicht unter. Die Insel hat sehr unterschiedliche Landschaftsformen. Der Tourismus wirbt daher mit “Senja – Norwegen in Miniatur”. Im Westen und Norden reichen Fjorde bis zu 15 km zwischen schmale und steile Bergrücken mit bis zu 1000 m hohen Gipfeln. Der Südosten ist sanfter, hier wird auch Landwirtschaft betrieben. Wir haben diesen Teil Insel nur bei der Rückfahrt von einer Tagestour kennengelernt.
Die Menschen in den kleinen Fischerdörfern der Fjordregion leben vom Fischfang und Fischzucht (die Netzgehege sind gut von den Bergen zu sehen), sowie vom sanften Tourismus.
Unsere kleine Reisegruppe wohnte in der Wanderwoche in einem komfortablen Ferienhaus in Gryllefjord, im Nordwesten der Insel. Von hier aus starteten wir mit unserem kleinen Reisebus zu den Ausgangsorten der 6 Wanderungen. Tunnel zwischen den Fjorden verkürzen deutlich die Reisewege.
Wir wanderten ausschließlich auf ausgeschriebenen Wanderrouten. Dabei waren wir meistens allein unterwegs. Nur bei Tour 2 und Tour 6 begegneten uns nennenswert Wanderer. Die Schwierigkeit der Touren reichte von leicht bis mittel. Die Aussicht von den Gipfeln war durchweg grandios – Glück muss man mit dem Wetter haben…
Ankunft auf der Insel
Nach dem Flug via Oslo erwartet uns unser Reiseleiter am Flughafen Harstadt/Narvik. Gemeinsam fahren wir mit dem Kleinbus Richtung Senja. Gegen 23 Uhr erreichen wir schließlich unser Quartier in Gryllefjord. Zuvor erleben wir aber bei der Ankunft an der Nordmeer-Küste die weiche Lichtstimmung, wie es die Fotos unten zeigen.
Von unserem Ferienhaus in Gryllefjord können wir diese Stimmung dann nicht mehr so intensiv erleben, weil die fl achstehende Sonne nur noch die Bergspitzen beleuchtet.
1. Tour: Über Moorflächen zum Åndervatnet
Die erste Wanderung unternehmen wir im Anderdalen Nationalpark. Wir starten, wie auch an den nächsten Tagen fast auf Meereshöhe. Nach einem kurzen Anstieg sind wir in der Moorregion, die nur auf Holzstegen passiert werden kann. Am Wege stehen uralte Kiefern, manche davon sind schon abgestorben. Der Boden ist mit Wollgras bedeckt. In den trockenen Bereichen der Anstiege sind am Waldboden die Blüten der Moosbeeren zu sehen. Ein Abstecher führt uns zum Ånderelva-Wasserfall. Nach 7 km erreichen wir den Åndervatnet-See und schauen in die grandiose Bergwelt des Nationalparks.
Zurück geht es auf demselben Weg. Am Ziel gibt es dann auf dem schönen Campingplatz Hyttekroa Kaff ee und leckeren Kuchen..
2. Tour: Von Skaland zum Husfjellet
Ausgangspunkt unserer Wanderung auf den Husfjellet ist das kleine Fischerdorf Skaland am Bergstfjorden. Schon bei der Anfahrt dorthin können wir von einem Fotopunkt über den Fjord zu unserem Tagesziel schauen.
Der Aufstieg beginnt an der Kirche des kleinen Ortes und führt durch alle Vegetationszonen der Insel. Anfangs steigen wir durch den Nadelwald, ab 150 m Höhe wachsen nur noch Birken. Auf 350 m ist die Steilstufe überwunden. Es folgen nun Grasfl ächen. Ab 500 m Höhe beginnt die Felsregion. Dann ist der Husfjellet erreicht. Ich steige noch auf dem abseits vom Grat liegenden Gipfel und genieße auf 632 m Höhe das Panorama zur gegenüberliegenden Bergkette, genannt die “Teufelszähne”.
Nach ausgiebiger Rast steigen wir wieder nach Skaland ab. Den Nachmittagskaff ee trinken wir in einer urigen Kneipe nahe des Strandes in einer benachbarten Feriensiedlung.
3. Tour: Von Botnhamn zum Astritind
Der Astritind ist der nordöstlichste Berg Senjas und für uns ist die Wanderung dort die nördlichste der Tour. Die Anfahrt zum Ausgangspunkt in Botnhamn ist die längste der Woche. Sie führt entlang mehrerer Fjorde und passiert vier Tunnel.
So stoppen wir an einem Fotopunkt im Ersfjorden. Hier liegen die “Teufelszähne” direkt gegenüber. Unweit davon fahren wir an einem gut besuchten Campingplatz in Ersfjord vorbei. Attraktion ist hier sicherlich das “Goldene Klo”, der Sanitärtrakt des Platzes. Im Mefjorden sehen wir die kreisrunden Netzgehege der Fischzucht im Wasser.
Der Start der Wanderung ist zunächst schwierig, erst über einen 100 m extrem steilen Anstieg mit einer farbigen Seilmarkierung finden wir zum Normalweg. Steile Abschnitte wechseln nun mit fl acheren Abschnitten. Vor dem Gipfel sind leichte Klettereinlagen zu bewältigen. Sicherungen gibt es, wie auch bei den meisten anderen Touren, nicht. Die letzten 15 Höhenmeter meistert unser Wanderführer Mirko im Alleingang. Aber auch von unserem Vorgipfel haben wir einen fantastischen Blick auf die Fjorde und Berge. Beim Abstieg muss man zunächst noch auf den felsigen Untergrund achten, danach folgt Genusswandern pur…
Bei der Rückfahrt lernen wir auch den sanfteren Südwesten Senjas kennen.
4. Tour: Zum Skatvikfjellet
Gestern hatten wir die zweitschwierigste Tour, heute ist es die zweitleichteste Tour der Woche. Der Skatvikfjellet, aussehend wie ein umgedrehtes Boot, fiel uns schon bei der ersten Tour im Andervalen-Nationalpark ins Auge. Nun besteigen wir diesen von der Südspitze. Das Aufstiegsprofi l ist wieder ähnlich wie bei den anderen Bergen. Zunächst steil, dann fl acher werdend. Die Vegetation ist hier im Süden der Insel reicher als im Norden. Bis 200 m Höhe steigen wir durch Kiefernwälder mit üppiger Bodenvegetation, Danach folgen Wiesen und Büsche und geben uns den Blick zu den Inseln Forrøya und Tranøya frei. Entspannt erreichen wir die Gipfelmarkierung in 466 m Höhe und genießen die Mittagspause hier oben in der Sonne.
Auf dem Rückweg bleibt genügend Zeit, um das eine oder andere Motiv zu fotografi eren. Beim Nachmittagskaffee auf dem Campingplatz Hyttekroa werden wir bei unserem zweiten Besuch schon als Bekannte begrüßt.
5. Tour: Zum Istind
Die vorletzte Tour ist die “Königsetappe” unserer Wanderwoche. Wir sind noch einmal im Anderdalen Nationapark und wollen den Istind, mit 852 m der dritthöchste Berg im Nationalpark, besteigen. Start der Tour ist eine Bucht im Sifjorden auf der Westseite der Insel (10 m Höhe). Das Ziel ist die nördliche Einfahrt zum Kasperska-Tunnel auf ca. 350 m Höhe. Dazwischen liegen 14 Wanderkilometer.
Gleich an der ersten Steilstufe führt der Weg an einem Wasserfall vorbei. Danach folgt ein längerer Abschnitt mit moderater Steigung. Nachdem wir von 600 m auf 500 m wieder abgestiegen sind, treff en wir auf den Weitwanderweg Senja på langs, auf dessen 1. Abschnitt wir bei der Tour zum Åndervatnet-See wanderten. Im Aufstieg zum Gipfel müssen mehrfach Schneefelder passiert werden.
6 Stunden nach dem Start stehen wir schließlich auf dem Istind und genießen bei Windstille und Sonnenschein das 360°-Panorama. Nach einer reichlichen Pause geht es dann in den steilen Nordabstieg. Noch oberhalb von 800 m quert plötzlich eine Herde von ca. 15 Rentieren unseren Weg – welch ein Erlebnis! Nach dieser Begegnung steigen wir 500 m zu unserem Ziel am Kasperska-Tunnel hinunter
6. Tour: Sukkertoppen
Als letztes Wanderziel hatten wir uns in der Gruppe für den Sukkertoppen (Zuckerhut) entschieden. Er liegt vor unserer Haustür und wir sind in der Woche täglich an ihm vorbei gefahren. Er ist “nur“ 456 m hoch, aber die letzten 100 Höhenmeter sind nicht ohne. Der Weg ist teilweise ausgesetzt, an einer Stelle hilft eine Kette beim Auf- und Abstieg. Dafür hat man auf dem Gipfel eine fantastische Aussicht auf den Bergsfjorden mit seinen vielen kleinen Inseln. Eine davon ist die zur Ferienanlage ausgebaute Insel Hamn. Beim Abstieg legen wir eine Rast am See Storvatnet ein und bestaunen ein technisches Denkmal. Ende des 19. Jahrhundert wurde hier ein Steindamm errichtet und das erste elektrische Wasserkraftwerk betrieben. Es sollte zur Stromversorgung der Nickelgrube unten an der Küste dienen.
Den Nachmittagskaff ee nehmen wir natürlich drüben auf der Terrasse des Senja Hotel Hamn ein. Auch zum letzten Abendessen unsere Reise kommen wir noch einmal herüber.
Abschied von Nordnorwegen
Am Sonntag um 5 Uhr verlassen wir Gryllefjord, um 6 Uhr sind wir auf dem Festland und gegen 8 Uhr erreichen wir superpünktlich Tromsø, die Hauptstadt Nord-Norwegens. Unterwegs haben wir auf der Fernverkehrsstraße E8 noch eine nette Begegnung mit einem Elch. In der Nähe einer für ihn gebauten Grünbrücke überquert er gemütlich die Straße... Es bleibt noch Zeit für die typischen Touristenfotos von der berühmten Eismeerkathedrale und der imposanten Brücke zur Insel Tromsø. Für die Besichtigung der historischen Altstadt reicht dagegen die Zeit nicht mehr. Der Flieger via Oslo nach Deutschland startet bald…