Im Sommer 2022 wanderten wir auf dem Premiumwanderweg „Harzer Hexenstieg“. Die Tour begann im Westharz in Osterode, führte über den Brocken ins Bodetal und endete nach 105 km in Thale. Die Randbedingungen waren in diesem heißen Sommer nicht besonders günstig. Teilweise stieg die Temperatur bis 35°C… Dennoch war die Wanderung sehr erlebnisreich. Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes war die Übernachtung auf dem Brocken, dem höchsten Berg in Norddeutschland. Zuletzt übernachteten wir in Quedlinburg. So blieb noch etwas Zeit, um uns in der Weltkulturerbestadt umzuschauen..
Die Wanderung auf dem Hexenstieg beginnt am westlichen Ortsende von Osterode (227 m NN). Auf alten Handelswegen geht es zunächst stetig bergan. Nach 8 km haben wir ca 400 Höhenmeter geschafft und das Gebiet des Oberharzer Wasserregals (UNESCO Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft) erreicht. Wir wandern nun ohne nennenswerte Anstiege an alten Bergbauteichen und -Gräben vorbei bis zum Tagesziel Sperberhaier Damm. Im 18. Jahrhundert wurde dieses Aquädukt (bis zu 18 m hoch, 850 m lang) angelegt und diente dazu, das Wasser des Dammgrabens über die Senke des Sperberhaies auf die Clausthaler Hochebene zu leiten. Am Ende diese imposanten technischen Denkmals, dem Sperberhaier Dammhaus, erwartet uns der Wirt unseres Quartiers. Er bringt uns hinunter nach Riefensbeek, wo wir eine gemütliche Unterkunft vorfinden.
Nach dem Frühstück fährt uns der Wirt wieder zum Sperberhaier Dammhaus hinauf. Wir setzen die Wanderung auf dem Wege neben dem Dammgraben fort. Bis vor zwei oder drei Jahren wären wir hier durch dichten Fichtenwald gestapft, jetzt ist der Wald abgeholzt. wir können bis Clausthal-Zellerfeld blicken. Unterhalb von Torfhaus wechseln wir vom Naturpark Harz in den Nationalpark Harz. Hier liegt das Totholz zum Teil gefährlich am Wanderweg. Ab Torfhaus ändert sich auch der touristische Charakter. Waren wir bisher fast allein auf dem Hexenstieg, so sind am Sonntagnachmittag auf dem Weg zum Brocken noch viele Wanderer unterwegs. Der Goetheweg führt am Rande des Großen Torfhausmoor vorbei. An der Schutzhütte Eckersprung stehen wir in 900 m Höhe an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Wir sind nun in Sachsen-Anhalt. Nach einem kurzen steilen Anstieg erreichen wir den Goethebahnhof der Brockenbahn. Neben der Bahn und zuletzt auf der Brockenstraße geht es hinauf zum Brockengipfel. Am späten Nachmittag stehen wir auf dem höchsten Berg Norddeutschlands (1141 m). Unsere Unterkunft im Brockenhotel ist perfekt. Das Abendessen, das uns im Turm-Café serviert wird, ist allerdings bei Weitem nicht so gut.. Danach genießen wir mit anderen Hausgästen den Sonnenuntergang hier oben.
3. Tag: Brocken - Mandelholz
Noch vor dem Ansturm der Tagesbesucher besichtigen wir die sehenswerten Ausstellungen im Nationalpark-Besucherzentrum Brockenhaus. Schwerpunkt ist neben der Vorstellung des Nationalparks die umfassende Darstellung der Spionagetechnik zu DDR-Zeiten. Danach steigen wir nach Drei Annen Hohne ab. Bis zur Höhe von 900 m ist der Bergfichten-Wald noch intakt, weiter unten ist die Zerstörung durch den Borkenkäfer gewaltig. Es ist sehr heiß (>30°C), Genusswandern ist etwas anderes. Abwechslung bietet der Aufstieg zum Trudenstein, ein Felskopf der neben dem Wanderweg liegt. Auf der Restaurant-Terrasse in Drei Annen Hohne können wir uns regenerieren. Dann wandern wir weiter Richtung Süden zur Mandelholztalsperre. Wir sind jetzt wieder im Naturpark Harz. Hier ist faktisch der gesamte Wald abgesägt. Die letzten Kilometer müssen wir uns eine Umleitung suchen. Der vorgegebene Weg ist von den Holzfällern gesperrt. Querfeldein erreichen wir die Talsperre. Es ist die Kalte Bode, die hier zu einer ca. 1 km langen Vorsperre aufgestaut ist. Oberhalb der Talsperre finden wir unser Quartier im Bodetal. Es ist eine wunderschöne, gepflegte Pension. Hier werden wir heute am Ruhetag dennoch gut bewirtet.
4. Tag: Mandelholz -Rübeland
Auch heute wird es wieder ein heißer Tag. Bis zum Mittag wollen wir deshalb das Tagesziel in Rübeland erreichen. Der Weg führt zunächst auf der rechten Uferseite der Mandelholztalsperre zu einer Anhöhe. Auch hier sind die Fichten gefällt. Nach der Staumauer führt der Weg ins Tal hinab nach Königshütte. Wir wandern zunächst noch neben der Kalten Bode. Am Ortsende führt der Weg oberhalb des Zusammenflusses von Kalter Bode und Warmer Bode vorbei. Die nächsten 2,5 km wandern wir nun neben der Talsperre Königshütte entlang. Der letzte Wegabschnitt nach Rübeland ist interessanter und angenehmer. Es führt im ständigen Auf und Ab durch den Laubwald. Am Ortsanfang von Rübeland führt der Hexenstieg zu Aussichtspunkten hinauf. Da wir aber direkt neben der Baumannshöhle unser Quartier haben, verzichten wir bei der Hitze auf die Aussicht und wandern direkt in den Ort. Der Besuch der Tropfsteinhöhle am heutigen Nachmittag ist äußerst angenehm.
5. Tag: Rübeland - Treseburg
Die Nordvariante des Hexenstiegs, auf der wir wandern führt auf der linken Seite der Bode und der Wendefurth-Talsperre vorbei, um dann wieder auf die rechte Bode-Seite zu wechseln. Wir wollen aber auch, wie die meisten Harz-Besucher die touristischen Attraktionen an der Rappbode-Staumauer bestaunen. Wir verlassen also unterhalb von Thale in Neuwerk das Bode-Tal und wandern über die Höhen auf gut markierten Wanderwegen zur Rappbode-Staumauer. Hier erleben wir den Hype um die Attraktionen Titan RT-Hängebrücke und Pendelsprung Giga-Swing. Wir bezahlen natürlich auch dafür, dass wir über die 550 m lange Seilbrücke vor der höchsten Staumauer Deutschlands schwankend laufen dürfen. Danach sind wir wieder allein. Wir wandern am Oberen Speicherbecken der Talsperre Wendefurth vorbei und treffen im Wald auf die Südvariante des Hexenstiegs. Er führt uns an der Schutzhütte Schöneburg vorbei hinunter nach Altenbrak im Bodetal. Aus dem Urlauberort führt der Weg wieder in den Wald hinauf und nach weiteren 3 km erreichen wir Treseburg. Unmittelbar am Ortsanfang direkt neben dem Wanderweg steht unser Hotel Bodeblick. Es ist die schönste Unterkunft in unserer Wanderwoche.
6. Tag: Treseburg - Thale - Quedlinburg
Bevor wir auf dem Hexenstieg weiterwandern, steigen wir in Treseburg auf das ca. 50 m höher gelegene Burgplateau hinauf und schauen auf Treseburg. Aus der Ortsmitte beginnt die Wanderung auf dem schönsten Abschnitt des Hexenstieges. Auf dem Weg ins ca. 100 m tiefer gelegene Thale sind auch 150 Aufstiegshöhenmeter zu meistern. Es geht als ständig im immer enger werdenden Tal bergauf-bergab. Hier im dichten Laubwald oberhalb des Bode-Kessels vergisst man die gewaltigen Waldschäden, die wir an den Vortagen erlebt haben. Am Gasthaus Königsruhe kurz vor dem offiziellen Ende des Hexenstiegs, genießen wir das Finale der Wanderwoche. In der Mittagszeit fahren wir mit dem Sessellift zum Rosstrappenberg hinauf. Auf dem Mathildenweg wandern wir zu den Aussichtsfelsen der Rosstrappe. Von dort schauen wir noch einmal in das tief eingeschnittene Bodetal. Am Nachmittag fahren wir von Thale nach Quedlinburg zu unserer letzten Übernachtung der Tour. Uns bringt ein Taxi dorthin, denn mit Bus oder Bahn fahren an diesem Nachmittag nicht...
7. Tag: Quedlinburg
Nach dem Frühstück verabschiede ich mich von meinen Wanderfreunden. Sie werden von unserem Reiseveranstalter mit dem Fahrzeug wieder nach Osterode, dem Ausgangspunkt der Tour zurückgebracht. Ich selbst fahre erst am Nachmittag, wie schon bei der Anreise mit der Bahn, nach Hause. So bleibt mir noch der Vormittag, um mich in der Welterbestadt Quedlinburg umzuschauen. Zunächst beeindruckt mich der Markt mit dem 700-jährigen Rathaus und den gut sanierten Fachwerkhäusern. Dann beim Aufstieg zum Schloss die historischen Häuser am Schlossberg. Das Schloss ist zwar geschlossen, es wird aktuell saniert. In der Stiftskirche erfahre ich aber viel über ihre besondere Geschichte.