Listwjanka, Transsib und Tunka-Tal
Kompakt
Im letzten Drittel unserer Reise besuchen wir das Tunka-Tal südwestlich vom Baikalsee (siehe Geografie Baikal). |
11. Tag: Listwjanka
In Listwjanka haben wir ein solides Quartier bei Nikolai, der uns auch vorbildlich versorgt. Gestern Abend servierte er uns ein tolles Menü, in dessen Mittelpunkt wieder einmal der Omul stand. Auch das Frühstück war heute vorbildlich.
Am Vormittag schauen wir uns in dem ehemaligen Fischerdorf, das jetzt als gut erreichbarer Touristenort stark frequentiert wird, um. Der Kontrast zwischen den alten Holzhäusern und den protzigen Bauten der Neureichen fällt besonders ins Auge.
Bis zum Baikalmuseum müssen wir ca. 5km laufen, das ist an der Uferstraße mit viel Autoverkehr nicht wirklich schön. Dafür entschädigt die vorbildliche Präsentation im Haus, wo man alles über Geologie und Biologie dieses einmaligen Sees erfahren kann. Schließlich kann man im Aquarium nicht nur die einheimischen Fische sonder auch die Baikal-Robbe bewundern
Später stehen wir am 2km breiten Angara-Abfluss und schauen zu dem Schamanenstein, der sich in der Mitte des Flusses befindet.
Nach einer kleinen Rundwanderung geht es dann wieder heimwärts. Dabei werden wir vom Regen überrascht. Nach 6 Schönwettertagen während unserer Wanderung ist nun erst einmal Regen angesagt.
12. Tag: Fahrt mit der Transsib-Baikalbahn
Heute verlassen wir den Baikal-See. Das Ziel der letzten Woche ist das Tunka-Tal.
Zunächst wandern wir zur 4km entfernten Fährstelle in Listwjanka. Die großen Rucksäcke brauchen wir nicht mitnehmen. Unser Fahrzeugdienst wird sie abholen. Den ersten Abschnitt wollen wir mit der Eisenbahn bewältigen.
An der Fährstelle in Listwjanka erwartet uns Tamara, die Chefin von Baikal-Trekking. Sie wird uns auf der Fahrt begleiten. Zunächst bringt uns das Fährschiff nach Port Baikal. Von hier fährt der Zug über Kultuk auf der alten Baikal-Strecke der Transsibirischen Eisenbahn, die heute nur noch für touristische Fahrten genutzt wird. Die Fahrt im Zug ist für die Mitfahrenden ein einziges Fest: Essen, Trinken, Halt an technisch interessanten Punkten der Strecke, Weiterfahrt, Ausstieg zum Baden, usw.
Tamara hat auch einen großen Korb mit Verpflegung mitgebracht. Es ist eben Sonntag, nur das Wetter spielt nicht mit, es regnet…
In Kultuk steigen wir aus und werden wieder von unseren Guides empfangen. Neben Pascha ist nun noch Schenja, ein liebenswerter, burjatischer Mensch, bei uns. Mit Bus und Jeep verlassen wir den Baikal. Die Fahrt geht über eine Gebirgsschwelle hinüber in das Tunka-Tal. In dem breiten Tal des Irkut fahren wir dann noch ca. 100km, bis wir am Abend unser Ziel im Dorf Schimki erreichen.
Nun folgt der spannende Moment: Wir stellen dieses Mal nicht unsere Zelte auf, sondern werden auf zwei burjatische Familen verteilt. Ich komme mit in die 6-Mann-Außenstelle im Haus einer burjatischen Lehrerin und Bäuerin, die uns mit ihren Kindern schon zum Abendessen erwartet.{
13. Tag: Besteigung eines 3000er nahe der mongolischen Grenze (+1350 Höhenmeter)
Der Bauernhof unserer burjatischen Gastgeber besteht aus einem einfachen Wohnhaus, in dessen Mitte ein großer Steinofen steht. Die Räume sind nur durch 2m hohe leichte Wände bzw. Vorhänge getrennt. Daneben gibt es ein zweites Gebäude, hier befinden sich Banja, ein bewohnbarer Sommerraum und Teile des Stalles. Die Gebäude sind mit überdachten Holzbohlen verbunden. Die typisch russische Toilette steht weit außerhalb bei den Ställen. Alle Gebäude sind aus Holzbohlen zusammengefügt, die im Inneren des Wohnhauses sind glatt bearbeitet. Wir 6 Gäste bewohnen das Haupthaus, die Familie schläft im Nebengebäude. Im Haus ist alles blitzsauber, die wesentlichen Sachen eines westlichen Haushaltes (Satelliten-TV, Kühlschrank, PC) sind auch hier vorhanden.
Wie am Vorabend ist auch der Frühstückstisch reichlich gedeckt. Alle Milchprodukte (Quark, Sahne, Butter) stammen aus eigener Produktion. Neben warmen Speisen gibt es auch Heidel- und Preiselbeeren. Der Tee mit viel Milch ist mir sehr gewöhnungsbedürftig, ich trinke lieber Krauses Kaffee…
Wir fahren am Vormittag nach Mondy, an dem westlichen oberen Ende des Tunka-Tals in 1200m Höhe. Vo hier, 8km von der mongolischen Grenze, bringt uns ein ehemaliger Militär-LKW über wilde Wiesen- und Waldwege bis zu einer Alm in 1600m Höhe. Nun beginnt die Bergwanderung zum unbekannten 3000er. Der Weg, zunächst im Wald dann im Geröll, ist sehr steil und lässt sich schlecht laufen. Es ist kein Vergleich zu einer Alpenwanderung in ähnlicher Höhe. Unterwegs kommen wir an einer schönen Blumenwiese vorbei, hier steht z. B. weißer Enzian.
Nach 4 ½ Stunden stehen wir dann auf der flachen Kuppe des Gipfels und schauen zum Munku Sardyk, mit 3495m der höchste Berg des Sadan, und zu dem in der Mongolei liegenden Chubsugul-See hinüber. 3 Stunden brauchen wir auch für den 1350m-Abstieg, bevor die Rückfahrt mit LKW und unseren Fahrzeugen wieder erfolgt.
14. Tag: Fahrt nach Arschan
Wir fahren heute am Vormittag in das ca. 70km entfernte Arschan. Der Ort liegt im östlichen Tunka-Tal am Fuße des Sajan-Gebirges in ca. 800m Höhe.
Der Ort ist ein Heilbad sowjetischer Prägung. Die Kuranlagen zeigen fast überall hohen Renovierungsbedarf. Im Kontrast hierzu stehen die kleinen burjatischen Holzhäuser und eine neu gebaute Verkaufs- und Gaststätteneinrichtung, die von ausländischen Asiaten betrieben wird.
Wir besuchen zunächst eine kleine buddistische Tempelanlage, von denen in der letzten Zeit viele in Burjatien wiedererstanden sind.
Am Nachmittag steigen wir in den oberhalb von Arschan beginnenden Canyon des Flusses Kyngarga ein. Viele Touristen, fast ausschließlich Russen, sind mit uns unterwegs.
Nach der Rückfahrt gestalten unsere burjatischen Gastgeber ein niveauvolles Kulturprogramm für unsere Gruppe. Beim anschließenden Abschiedsessen stimmen wir nach dem Gesang der Burjaten auch unsere Lieder an…
15. und 16. Tag: Trekkingtour im Gebiet des Flusses Suk Chandagai (+1000 Höhenmeter)
An den letzten drei Tagen wollen wir noch zu einer anspruchsvollen Gebirgstour im Sajan starten. Doch sie steht unter keinen guten Stern. Schon bei der Verabschiedung von unseren Gastgebern in Schimki beginnt es zu regnen, und der Regen hört an diesem Tage kaum auf.
Dennoch fahren wir in der Mittagszeit von Arschan zu dem Startpunkt der Tour am Waldrand ca. 20km westlich von Arschan. Andrej und Pascha fahren die Fahrzeuge zurück, wir starten unter Schenjas Führung den Trekk. Später kommt auch wieder Pascha dazu. Er hat jetzt ein Jagdgewehr geschultert, man weiß ja nicht…
Je höher wir steigen, umso komplizierter wird der Pfad durch den Urwald. Oberhalb 1000m müssen z. T. große Steinfelder überquert werden.
Am späten Nachmittag haben wir unser Tagesziel eine Hochebene in 1650m Höhe noch immer nicht erreicht. Wir schlagen daher unsere Zelte in 1500m Höhe an einer komplizierten Stelle auf: Das Gelände ist stark fallend, am Boden nur Kriechwacholder und Steine und dazu Regen…
Während die Wanderteilnehmer die Zelte recht und schlecht aufbauen, kümmern sich Pascha und Schenja um Feuer, Wasser und Zubereitung des Essens. Ich bin zunächst froh, dass all meine Utensilien einschließlich Fototechnik trocken geblieben sind.
Bald können wir unter einer Folie stehend den heißen Eintopf löffeln und später auch noch etwas Wodka trinken… Manche sind übrigens gleich in den Zelten geblieben.
Die Nacht war furchtbar. Ich rutschte immer wieder auf der Matte nach unten und schob bald das Innenzelt einschließlich Schafsack-Fußende in den Regen. Ich hatte vergessen, schwere Steine vor das Zelt zu schieben.
Nach dem Frühstück hört es auf zu regnen. Nun beginnt die Diskussion Fortsetzung oder Abbruch des Trekks. Die pitschnassen Stiefel und der allgemeine Zustand unserer jüngsten Teilnehmerin geben schließlich den Ausschlag für den Abbruch. Manchen aus der Gruppe fällt es schwer, diesen Entschluss mit zu tragen. Wir steigen also am Vormittag auf dem Weg des Vortages wieder ab und haben in der Mittagszeit den Waldrand erreicht. Inzwischen scheint sogar die Sonne. An zwei Feuern trocknen wir nach dem Mittagessen ein Großteil der nass gewordenen Kleidung und Schlafsäcke. Pascha schlägt sich inzwischen zu Fuß und per Anhalter nach Arschan durch. Hier mietet er Bungalows auf einem Privatgrundstück an. In zwei Fahrten wird schließlich die Mannschaft zu diesem Quartier gebracht. Die am Morgen gefällte Entscheidung des Abbruches wird uns am Abend als richtig bestätigt: Über die Berge ziehen neue schwere Regenwolken heran
17. und 18. Tag: Wieder in Arschan und Rückfahrt nach Irkutsk
In der Nacht hat es viel geregnet und auch jetzt am Vormittag ist der Himmel grau in grau. Wir müssen nun endgültig den Plan aufgeben, noch einmal in die Berge zu steigen. Wir schauen uns vielmehr noch einmal in Arschan um, steigen mit den Füßen in heißes Thermalwasser und manche besichtigen ein privates Volkskunst-Museum.
Am Nachmittag wird die Banja, die auch auf unserem Privatgelände nicht fehlen darf, angeheizt. Die Mehrheit der Gruppe lässt sich noch einmal von Pascha und Schenja peitschen und massieren.
Am Abend sitzen wir zum letzten Mal am Lagerfeuer. Die Russen aus den Nachbar-Bungalows setzen sich hinzu, als die ersten Lieder angestimmt werden…
Am Morgen werrden die Rucksäcke gepackt und zum Jeep gebracht. Um 9:00 Uhr startet der Bus, der zuvor aus Irkutsk gekommen war. Wir fahren noch einmal zum Baikal, rasten oberhalb von Kultuk und fahren auf der stark frequentierten Fernverkehrstraße nach Irkutsk. In der Mittagszeit können wir im soliden Hotel Angara, mit Blick auf die mächtige Angara einchecken.
Am Nachmittag streife ich alleine durch die Innenstadt und wundere mich, dass diese im Gegensatz zur Ankunft jetzt im Sonnenscheinso viele schöne Ecken hat und viel jugendlichen Charme ausstrahlt.
Am Abend führt uns Tamara noch einmal über die historisch wichtigen Plätze der Stadt, erzählt viel über Kirchen, Gebäude und die reichen alten Kaufleute. Es ist viel Stolz unter den Sibiriern.
Zu später Stunde setzen wir uns noch zu einem Abschiedsessen in einem Restaurant zusammen. Hier können wir uns noch einmal bei unseren Gastgebern, insbesondere bei Pascha und Schenja, bedanken.
Am nächsten Morgen werden wir um 6:00 Uhr vom Hotel abgeholt. Wir verabschieden uns am Flugplatz von Tamara und starten nach Moskau. Dort, wie bei der Einreise nochmals ewig lange Personenkontrolle, dann schließlich der Flug nach Berlin. Wunderbare Bilder von Sibirien und seinen Menschen werden in Erinnerung bleiben.
Wanderung am Baikal
Kompakt
Nach der Rundreise durch die Tageran-Steppe wird es nun ernst: 6 Tage wandern wir mit Zelten und Verpflegung an der Südwestküste des Baikalsees zwischen Buguldejka und der touristisch bekannten Sandbucht. |
5. und 6. Tag: Buguldejka - Kap Lochmatka (+250 Höhenmeter)
Buguldejka war in Sowjetzeiten ein großer Hafen, von wo das Holz über den Baikal geflößt wurde. Davon ist heute kaum noch etwas zu sehen.
Wir packen am Strand unserere Rucksäcke, übernehmen Zelte und Verpflegung von Pascha, der souverän den Trekk vorbereitet. Dann beginnt die Wanderung.
Nach zwei Kilometern durchqueren wir ein Kinderferienlager, danach begegnen wir keinen Menschen mehr. Am späten Nachmittag bauen wir unsere Zelte auf einer üppigen Blumenwiese zwischen Wasser und Wald auf.
Am Abend wird es recht kühl. Dennoch waschen wir uns im See. Später serviert uns Pascha am Lagerfeuer Gemüsesuppe mit viel Fleisch. Es wird ein gemütlicher Abend.
Am nächsten Morgen ist der Luftdruck noch weiter gestiegen.. Folglich bleibt das schöne Wetter. Wir wandern heute immer nahe des Ufers durch den Nadelwald oder über Blumenwiesen. 1 – 2 km vor Kap Lochmatka erreichen wir eine schöne Sandbucht. Hier schlagen wir unsere Zelte auf. Etwas Angst bleibt, denn die Küste hinter uns bricht ständig ab. Doch bei diesem trockenen Wetter wird sich wohl kein Stein lösen.
7. und 8. Tag: Kap Lochmatka - Pesotschnaja-Bucht - Chargino-Bucht (+535 Höhenmeter)
Um 10:15 ist der Tross abmarschbereit. Bis zum Mittag geht es am Ufer über große Steine oder Kiesfelder, was noch beschwerlicher ist. Bei der Hitze baden wir schon zweimal bevor mittags das Kap Dyrowatyi erreichen. Ganz in der Nähe sm Steilufer besichtige ich eine kleine Höhle.
Von hier ab existiert kein Pfad mehr in Ufernähe. Wir steigen hinter dem Forsthaus, das sich am Kap befindet, 90m im Wald steil hinauf. Bis zum Tagesziel schlängelt sich der Pfad hier in der Höhe entlang. Nur an zwei Buchten geht es bis auf 20m wieder hinunter. In der vorletzten Bucht treffen wir Russen, die hier im Sommer offensichtlich längere Zeit in Zelten wohnen, Fische fangen und trocknen sowie Pilze konservieren.
Am späten Nachmittag ist die Pesotschnaja-Bucht, unser heutiges Tagesziel, erreicht. Auf dem Wasser in der wunderschönen Bucht schwimmen zunächst grüne Teilchen, doch urplötzlich ist das Wasser wieder klar. Ein eigenartiges Phänomen. Pascha hat zusätzlichen Stress: Unser zweiter Guide ist bei den Fischern geblieben und er muss den Proviant-Rucksack von dort holen…
In der Nacht hat es etwas geregnet, doch in der Morgensonne trocknen die Zelte schnell ab. Wir bleiben noch bis nach dem Mittag in der schönen Bucht. Pascha überrascht uns beim Frühstück mit Pfannkuchen, die er auf einem „Holzofen“ in der Pfanne brät. (Siehe Bild). Am Vormittag ordne ich den Rucksack, dann bleibt noch Zeit für Entspannung am Wasser. Nach dem Mittagessen ist noch einmal baden angesagt. Um 15:00 Uhr sind dann aber alle Zelte abgebaut, es geht weiter. Wir wandern über einen Berg und sind schon eine Stunde später an unserem Tagesziel angekommen. Es ist die romantische Chargino-Bucht.
9. Tag: Chargino-Bucht - Sennaja-Bucht (+500 Höhenmeter)
Die Chargino-Bucht ist größer als die bisherigen Buchten am Wege. Hier mündet ein kleiner Fluss in den See. Im vorderen Teil der Bucht auf einer großen Wiese stehen unsere Zelte neben einer soliden Holzhütte. In ihr ist eine Banja, die russische Sauna, eingerichtet. Gestern Abend haben wir dort mächtig geschwitzt und uns von Pascha mit Birkenreisig peitschen lassen. Das Eintauchen in das Baikalwasser war dann eine herrliche Entspannung.
Weiter hinten am Wald steht ein Forsthaus. Vom Ehemann der Försterin erfahre ich, dass sich in der Chargino-Bucht bis Anfang der 50er Jahre ein Straflager befand. In der Nähe wurde Quarzsand für die optische Industrie unter schwierigen Bedingungen abgebaut. Nur einige gesammelten Handwerkzeuge erinnern an diese Zeit.
Heute Morgen haben Fischer Netze mit frischen Omul, dem Edelfisch des Baikals, gelandet. Am Vormittag bereitet uns die Försterin den Fisch auf einem Räucherofen zu. Zusammen mit Gemüse aus ihrem Garten und als Zugabe noch Robbenspeck wird uns ein fantastisches Menü serviert.
Nach dem Mittagessen verabschieden wir uns von den lieben Menschen um die Försterin, die uns noch Fisch, Kräuter und Gurken mit auf den Weg gibt. Unsere Rucksäcke werden im Boot der Fischer zu unserem Tagesziel gebracht. Wir wandern auf dem Ziegenpfad. Im Wald geht es steil hinauf. Der höchste Punkt liegt bei 780m, d. h. 330m über dem See. Hier oben gibt es massig Pilze, von denen wir dank meines Nylon-Beutels genügend mitnehmen können.
Am späten Nachmittag erreichen wir dann die ebenfalls wunderschöne Sennaja-Bucht. Auch hier steht eine Banja am Wasser. Das Abendessen wird heute aus frischer Ware serviert: Roher Fisch, Pilze, Kartoffeln und Kräuter. Danach geht es wieder wie am Vortage in die Banja. Sie ist sehr geräumig und intensiv heiß. Pascha gibt sich wieder alle Mühe uns zum Schwitzen zu bringen. Ich springe 5-mal in den Baikal.
10. Tag: Sennaja-Bucht - Peschanaja-Bucht (Sandbucht) (+240 Höhenmeter)
- Listwjanka
Heute ist unser letzter Wandertag am Baikal-Ufer. Nach einem gemütlichen Frühstück werden wieder die Rucksäcke im Boot zur Sandbucht gebracht. Wir wandern zunächst am See entlang, dann führt der Weg durch den Wald zu einem markanten Felsen. Von dort steigen wir in eine Bucht hinunter, die dicht mit Zelten voll gestellt ist. Wir sind wieder in der Zivilisation angekommen. Es folgt noch einmal ein kleiner Bergrücken, dann liegt die Peschanaja- bzw. Sandbucht vor uns. Es herrscht riesiger Trubel in der Bucht mit den vielen Ferienhäusern. Direkt vor der Mole sitzt Frank, der den Rucksacktransport begleitete, beschützend vor unseren Rucksäcken. Am Nachmittag schauen wir uns noch etwas um, wandern zu einem Aussichtsfelsen und genießen den Abschluss unserer Wanderung in einer kleinen Bar.
Um 17:00 Uhr startet unser Linienschiff, ein Tragflächenboot sowjetischer Bauart mit ca. 130 Passagieren. Vom Hinterdeck kann man bei der schnellen Fahrt (ca. 60 km/h) die schöne Küste beschauen. Nach 2,5 Stunden erreichen wir Listwjanka. Noch einmal eine halbe Stund Fußweg, dann haben wir unser solides Quartier im Touristenort am Angara-Abfluss erreicht...
Tageransteppe
Kompakt
Nach der Ankunft in Irkutsk fahren wir noch am selben Tag mit zwei Fahrzeugen an die Südwestküste des Baikalsees. An den folgenden Tagen erkunden wir per Fahrzeug und Kurzwanderung interessante Orte der Tageran-Steppe. Zweimal übernachten wir in festen Unterkünften, zweimal in unseren Zelten, die wir an schönen Buchten des Baikals aufbauen. |
1. Tag: Ankunft in Irkutsk und Fahrt zum Baikalsee
Bei unserer Ankunft in Irkutsk nach dem Nachtflug von Moskau regnet es in Strömen. Andrej, Chef von Baikal-Trekking und unser Partner in Irkutsk, bringt uns in die verregnete Innenstadt, die uns bei diesem Wetter ziemlich trostlos erscheint.
Nach dem Mittagessen hat es aufgehört zu regnen. Mit zwei Offroad-Fahrzeugen verlässt unserer Mannschaft – 15 Deutsche und drei Sibirier (Andrej, Pascha unser Guide während der gesamten Tour und schließlich Andrejs Sohn Wanja) - die Stadt in Richtung Baikal. Am späten Nachmittag nähern wir uns der Westküste südlich der Tageran-Steppe. Nach dem Abendessen in einem Rasthaus steuern wir über Feld- und Waldwege einen kleinen Berg unmittelbar über der Küste an. Von dort wandern wir über üppige Blumenwiesen. Die Fahrzeuge bringen uns dann zu unserer ersten Unterkunft. Wir schlafen heute noch nicht in den Zelten, sondern vielmehr in Holzhütten, die neben einer Pferdekoppel stehen. Manche von uns baden zum ersten Mal in dem wenige hundert Meter entferntem See. Am nächsten Morgen sind meine Füße von den Mücken ziemlich zerstochen. Später wurde ich übrigens kaum noch von den Insekten belästigt.
2. Tag: Fahrt zum Berg Sachuerte und zur Aja-Bucht
Heute ist ein wunderschöner Tag. Es is kaum zu glauben, dass es gestern in Irkutsk so goss. Wir fahren nordwärts. Gegen Mittag besteigen wir einen Berg oberhalb der Einmündung des kleinen Flüsschen Anga. Wir erfahren, dass diese Gegend eine große mythologische Bedeutung für die Burjaten besitzt, die hier schon seit vielen Jahrhunderten siedeln. Wir fahren dann einige Kilometer den Fluss hinauf bis zu dem Berg Sachuerte. Nach der Mittagspause und dem Bad im Fluss steigen wir auf den Berg und bestaunen Felszeichnungen, die mehrere Tausend Jahre alt sind.
Am späten Nachmittag bringen uns die Fahrzeuge zum Tagesziel auf einer wunderschönen Wiese 100m oberhalb der Aja-Bucht. Hier schlagen wir erstmals unsere Zelte auf, steigen zur Bucht hinunter und baden im 12°C kaltem Baikalwasser. Am abendlichen Feuer stimmen wir uns auf die folgenden Wandertage ein.
3. Tag: Fahrt durch den Norden der Tageran-Steppe und zur Insel Olchon
Mit Bus und Jeep durchqueren wir einen großen Teil der Tageran-Steppe, die jetzt immer bergiger wird. Noch vor dem Mittag besteigen wir den Tan-Chan, den höchsten Berg der Steppe. Von hier haben wir einen guten Überblick über die Steilküste, die nicht weit entfernte Insel Olchon und natürlich die Steppe. Nach der Mittagspause wandert unsere Gruppe dann ca. 5km bis zum Dorf Sachurta, wo uns die Fähre auf die Insel Olchon bringen soll. Unsere Fahrer waren direkt hingefahren, um sich in die lange Autoschlange einzuordnen, die auf die Insel fahren will. Dieses Manöver half nicht entscheidend: 6 Stunden !!! müssen wir noch an der Fährstelle warten. Erst am Abend stehen wir schließlich auf Olchon. Wir haben erst ein Fahrzeug auf der „Sonneninsel“. Am späten Abend haben wir dann aber die Zelte in einer schönen Bucht an der Südostküste aufgebaut. Mit uns übernachten noch einige Fischer hier unten, direkt am Wasser.
4. Tag: Wanderung im Südwesten von Olchon und Fahrt nach Chushir
Pascha war irgendwann auch noch mit dem Jeep auf die Insel gekommen. Als wir aus den Zelten kriechen, kocht er bereits Tee und den obligatorischen Kascha (Milchreis, oder ähnliches). Die Fischer bringen uns noch frischen Fisch, der zum Teil roh gegessen wird, später serviert uns Pascha noch eine leckere Fischsuppe. Unter Andrej’s Führung unternehmen wir am Vormittag eine zweistündige Wanderung zur nächsten Bucht. Zunächst geht es 150m steil hinauf auf das Plateau, dann über einen 50m hoch gelegenen Pfad wieder zu unserer Bucht zurück. Die versprochenen Baikal-Robben kann ich zumindest nicht auf dem See erkennen. Danach müssen wir uns beim Abtransport von Rucksäcken und Zelten beeilen, denn es beginnt zu regnen.
Auf der anschließenden Fahrt zum Dorf Chushir stört uns der immer stärker werdende Regen zunächst noch nicht. Doch am Nachmittag stehen wir im strömenden Regen am Kap Burchan und können die Schönheit des Schamanenfelsen nur erahnen. Die unbefestigten Straßen im Dorf gleichen Wasserflächen. Zum Glück haben wir ein trockenes Quartier. Allerdings steht uns die versprochene Banja nicht zur Verfügung.
Am späten Nachmittag klart der Himmel wieder auf und so sehen wir in der Abendsonne noch die Postkarten-Ansicht des Baikals.
5. Tag: Fahrt von Chushir nach Buguldejka, dem Startpunkt der Wanderung
Andrej und Pascha waren bereits am Vortag mit den Fahrzeugen zur Fährstelle zurückgefahren, um über Nacht auf das Festland zu gelangen. Wir fahren am Morgen mit zwei Ex-Militär-Kleinbussen ebenfalls zurück. Zu Fuß geht es auf die Fähre und so können wir schon am frühen Vormittag unsere Guides auf dem Festland begrüßen. Nun geht die Fahrt Richtung Süden. Heute am Sonntag erleben wir erstmals dichten Autoverkehr vom Baikal in Richtung Irkutsk. Das Mittagessen nehmen wir wieder in dem Rasthaus ein, das wir am ersten Abend hier kennen lernten. Nach der Rast ist es dann nicht mehr weit bis nach Buguldejka, dem Startpunkt unserer 6-Tage-Wanderung.
Baikal (Russland) 2008 |
22.07. - 10.08.2008 |
Die Reise
Im Sommer 2008 war die Baikal-Region in Sibirien/Russland mein Reiseziel. Viel hatte man schon von dem legendären See gehört, nun wollte ich diesen kennen lernen. Dieses mal war ich mit einer Wandergruppe der DAV Sektion Dresden unterwegs. Vor Ort wurde unsere 15-köpfige Gruppe vorbildlich von dem Team der örtlichen Agentur Baikal-Trekking betreut.
Die Reise bestand aus drei Teilen:
- Rundreise durch die Tageran-Steppe und die Insel Olchon
- 6-tägige Wanderung an der Südwestküste
- Besuch des burjatischen Tunka-Tales verbunden mit Hochgebirgstrekking im Sajan-Gebirge.
Fakten:
- 18 Wandertage
-
Karten:
Wissenswertes über den Baikal
Der Baikalsee befindet sich in Zentral-Sibirien nahe der mongolischen Grenze. Seine geografische Breite entspricht der Mitteleuropas zwischen Leipzig und Malmö in Schweden, die geografische Länge der von Vietnam oder Singapur.
Der gewaltige See, dessen Wasseroberfläche (31.492 km²) sich in 455 m Höhe über dem Meeresspiegel befindet, ist mit 25 Millionen Jahren der älteste und mit 1.637 m der tiefste See der Erde. Die Uferlänge beträgt rund 2.125 km, vom Südwesten zum Nordosten ist er 673 km lang (Mittellinie des Baikals) und maximal 82 km breit.
Der Baikal bildet das größte Reservoir flüssigen Süßwassers der Erde mit einem Fünftel der Süßwasserreserven. Der See hat ein Volumen von 23.000 km³, das ist somit höher als das der Ostsee und entspricht etwa dem 460-fachen Wasserinhalt des Bodensees. Das Einzugsgebiet des Sees umfasst mit seinen Zuflüssen ca. 1,5 Mio km². Das ist mehr als das Vierfache der Fläche Deutschlands.
Gespeist wird der Baikalsee von 336 Flüssen und unzähligen Bächen. Die größten sind die Obere Angara, die Selenga und der Bargusin. Die Angara ist heute der einzige Abfluss des Sees und einer der großen Flüsse Sibiriens. Trotz ihrer gewaltigen Abflussmenge müsste die Angara etwa 400 Jahre lang fließen, bis der Baikalsee geleert wäre.
Der Baikalsee und seine Umwelt weisen eine einzigartige Flora und Fauna auf: Etwa zwei Drittel der rund 1.500 Tier- und 1.000 Pflanzenarten sind endemisch, kommen also ausschließlich hier vor. Ein Grund, dass so viele Tiere auch in über 1,6 km Tiefe leben, ist, dass der See stetig tiefer wird und die Tiere so Zeit haben, um sich an die veränderte Situation zu akklimatisieren.
Hier lebt eine der beiden Robbenarten, die im Süßwasser vorkommen, die Baikalrobbe. Der Omul, eine Lachsart, und der Golomjanka, ein Fettfisch, der am tiefsten vorkommende Süßwasserfisch der Erde, leben ebenfalls hier. Möglich wird dies unter anderem auch durch die niedrige Wassertemperatur des Sees, die an der Oberfläche im Jahresmittel nur etwa 7 °C beträgt. In kaltem Wasser kann mehr Sauerstoff gelöst werden als in warmem Wasser.
Das Wasser des Baikalsees wird ständig auf natürliche Weise geklärt, sodass sein Reinheitsgrad extrem hoch ist. Für seine Sauberhaltung sorgen winzige Flohkrebse (230 Arten, die 90 % der Biomasse des Sees ausmachen), besonders hervorzuheben ist ein winziger Krebs, der Baikal-Epischura, der die kleinsten Algen und Bakterien vertilgt. Dieser Krebs ist nur anderthalb Millimeter lang, aber auf einen Quadratkilometer Wasserschicht zählen die Wissenschaftler zuweilen bis zu drei Millionen dieser Tierchen. Im Verlauf eines Jahres ist eine Armada der unersättlichen kleinen Krebse in der Lage, dreimal die oberste Fünfzig-Meter-Wasserschicht zu säubern (ca. 83 Kubikkilometer pro Tag). Ein anderer kleiner Krebs, der Makrohektopus, der zu den Seitenschwimmern gehört – die ansässigen Einwohner nennen ihn Jur –, vernichtet alles Organische, was die obersten Wasserschichten dieses Sees verschmutzen könnte. Die Seitenschwimmer vertilgen tote Fische, ertrunkene Insekten und sogar Landwirbeltiere. Ertrinkt ein Mensch in dem See, so hat man nur sieben Tage, um die Leiche im See wiederzufinden. Danach haben die Selbstreinigungsprozesse des Sees alle Spuren beseitigt.
Wissenswertes über den Tunka-Nationalpark
Der Tunga-Nationalpark liegt südwestlich vom Baikalsee an der Grenze zur Mongolei. Er wird von den Gebirgen Chamar-Daban im Süden und Ost-Sajan im Norden eingeschlossen.
Die Gipfel des Ost-Sajan sind auf seiner gesamten Länge über 3000 Meter hoch. Am äußersten westlichen Ende des Nationalparks liegt an der Grenze zwischen Russland und der Mongolei der mit 3492 Metern höchste Berg des Sajan, der Munku Sardyk.
Zwischen den Gebirgsketten liegt das 140km lange und bis zu 40km breite Tunka-Tal in einer Höhe von 1200m im Westen und 600m im Osten. Die Senke stellt die tekonische Fortsetzung der Baikalsenke dar, wird aber von einem Gebirgszug von dieser getrennt.
So fließt der Irkut, der Hauptfluss des Tales, bis 20km an den Baikalsee heran, um dann nach Norden abzubiegen und erst in Irkutsk in die Angara zu münden.
Auf dem Territorium des Nationalparks leben gut 23.000 Einwohner. Es sind meist Burjaten, die überwiegend in den Dörfern entlang der durch die Tunkasenke führenden Straße vom Baikalsee zur mongolischen Grenze ihre Holzhäuser besitzen.